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Libanon: Israel setzt Angriffe auf Libanon fort

Die von Israel verkündete befristete Feuerpause im Konflikt mit der libanesischen Hisbollah hat kein Ende der Gewalt gebracht. Angriffe auf die Hisbollah gingen weiter.

Jerusalem/New York - Wenige Stunden nach der Ankündung einer zweitägigen Unterbrechung seiner Luftangriffe griff Israel erneut Stellungen der radikalislamischen Hisbollah-Miliz im Libanon an. Die Luftwaffe flog nach Armeeangaben einen Angriff auf Stellungen der Hisbollah bei dem Dorf Taibeh. Im Norden Israels schlugen vereinzelt Raketen der Hisbollah ein. Der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert sagte, in den kommenden Tagen sei kein Waffenstillstand im Libanon zu erwarten: "Die Kämpfe gehen weiter." Als Vorbedingung für einen Waffenstillstand macht Israel die Stationierung einer internationalen Friedenstruppe entlang den libanesischen Grenzen. Ministerpräsident Ehud Olmert habe in einem Telefonat mit dem britischen Premierminister Tony Blair eine "wirkungsvolle" Truppe gefordert, die sowohl an der israelisch-libanesischen Grenze als auch an der Grenze zwischen dem Libanon und Syrien stationiert werden solle, hieß es aus Olmerts Büro.

Die Luftangriffe auf Taibeh dienten der Unterstützung der mit den Hisbollah-Milizen kämpfenden Bodentruppen, teilte die Armee mit. Eine Eliteeinheit rückte mit sechzig Bulldozern auf bis zu einen Kilometer in den Libanon vor, um Hisbollah-Stellungen zu zerstören. Bei einem Angriff der israelischen Luftwaffe auf den wichtigsten Grenzübergang zwischen dem Libanon und Syrien wurden mehrere Menschen verwundet. Verteidigungsminister Amir Perez kündigte ein verschärftes Vorgehen gegen die Hisbollah an. Ein Waffenstillstand werde "die Extremisten in die Region zurückbringen", betonte er.

Trotz der internationalen Empörung angesichts des Tods von mehr als 50 Zivilisten nach dem israelischen Bombardement des Dorfes Kana erteilte US-Präsident George W. Bush Forderungen nach einem Aufruf zum sofortigen Waffenstillstand erneut eine Absage. Ziel der USA sei es, einen Friedensplan durch den UN-Sicherheitsrat verabschieden zu lassen, sagte Bush in Miami im US-Bundesstaat Florida.

Erstmals keine Hisbollah-Raketen

Erstmals seit Beginn des Konflikts Mitte Juli feuerte die Hisbollah keine Raketen auf israelisches Gebiet ab. Lediglich zwei Granaten seien auf das Dorf Kirjat Schmona abgeschossen worden, sagte ein Militärsprecher am Abend. Katjuscha-Raketen seien dagegen nicht zum Einsatz gekommen. Noch am Vortag waren es mehr als 150 gewesen. Israel wollte mit dem am Montagmorgen (1 Uhr MESZ) begonnenen Stopp der Luftangriffe der Bevölkerung im Südlibanon die Flucht ermöglichen, behielt sich jedoch vor, weiter gegen die Hisbollah vorzugehen, sollte diese Raketenangriffe auf Nordisrael vorbereiten. Die israelische Armee wies libanesische Angaben zurück, denen zufolge die Hisbollah eine Rakete auf ein israelisches Kriegsschiff abgefeuert hatte.

Die Vereinten Nationen verschoben die geplanten informelle Sondierungsgespräche über die Entsendung einer internationalen Truppe in den Südlibanon. Es werde mehr Zeit benötigt, um "die Details der internationalen Pläne" zu klären, sagte UN-Sprecherin Marie Okabe in New York. Der Sicherheitsrat verlängerte derweil das Mandat der UN-Beobachtermission im Libanon, UNIFIL, um einen Monat. In dieser Zeit solle über eine mögliche neue Stabilisierungstruppe beraten werden, hieß es.

Steinmeier verdoppelt Soforthilfe

Angesichts der dramatischen humanitären Lage forderte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) nach der Feuerpause "dringend" weitere Schritte. Das Außenamt habe seine Mittel für humanitäre Soforthilfemaßnahmen von einer auf zwei Millionen Euro verdoppelt, sagte der Minister. Die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl forderte die Aufnahme von libanesischen Flüchtlingen in Deutschland. Erneut flohen tausende Libanesen aus dem Süden des Landes. Auf der Straße von Saida nach Beirut bildeten sich kilometerlange Staus. In Berlin wurde über weitere Möglichkeiten einer deutschen Hilfe für den Nahen Osten diskutiert. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm nannte unter anderem die Möglichkeit der Hilfe beim Aufbau der zerstörten Infrastruktur im Libanon sowie bei Polizei und Militär. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe sich zurückhaltend über eine mögliche deutsche Beteiligung an einer internationalen Schutztruppe geäußert, betonte Wilhelm. Eine Entscheidung werde aber erst gefällt, "wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen". (tso/AFP)

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