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Libanon-Krieg: "Heute zählt jede Stunde"

In einem Wettlauf gegen die Zeit haben Frankreich und die USA ihre Bemühungen um eine diplomatische Lösung für den Libanon intensiviert. Die israelische Armee bombardierte unterdessen zahlreiche Ziele im Südlibanon.

Paris/Jerusalem - Der französische Außenminister Philippe Douste-Blazy reiste nach New York, um persönlich an den Verhandlungen im Sicherheitsrat teilzunehmen, ebenso wie seine US-Kollegin Condoleezza Rice. Der US-Gesandte David Welch traf in Beirut erneut mit dem libanesischen Ministerpräsidenten Fuad Siniora zusammen.

"Heute zählt jede Stunde", sagte Douste-Blazy in Marseille, von wo aus am Abend ein Containerschiff mit 2000 Tonnen Hilfsgütern für den Libanon ablegen sollte. "Wir reisen nach New York mit dem Plan ab, uns so bald wie möglich auf ein Ende der Gewalt zuzubewegen, aber auch, um ein Waffenstillstandsabkommen zu schließen, das die einzig dauerhafte Lösung ist." Frankreich sei entschlossen, ein sofortiges Ende der Feindseligkeiten herbeizuführen. Laut Rice könnte der UN-Sicherheitsrat bereits am Freitagabend über eine Resolution abstimmen.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte in der ARD, er glaube "trotz mancher scheinbar dazu im Widerspruch stehenden Entscheidungen", dass ein Erfolg möglich sei. Voraussetzung sei allerdings, "die Kompromissbereitschaft, die sich in den letzten 24 Stunden (am Sitz der Uno) in New York angedeutet hat, hält über das Wochenende an". Weil Deutschland keinen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat hat, nahm der Minister selbst an den Beratungen in New York nicht teil.

Israel lehnt russischen Vorschlag ab

Frankreich und die USA hatten am Donnerstag ihre Differenzen über eine UN-Resolution noch nicht beilegen können. Russland kündigte daraufhin einen eigenen Entwurf an, der auf eine 72-stündige Feuerpause für humanitäre Hilfsleistungen zielt. Israel lehnte den Vorstoß ab, die USA reagierten verärgert. Die libanesische Regierung wies den ursprünglichen Vorschlag Frankreichs und der USA zurück.

Siniora sagte nach dem Gespräch mit Welch in Beirut, die Diskussionen über eine UN-Resolution gestalteten sich zwar sehr langsam, aber es gebe "Zentimeter für Zentimeter" Fortschritte. Welch traf danach Parlamentspräsident Nabih Berri, der enge Kontakte zur radikalislamischen Hisbollah-Miliz hat. "Wir haben alle heiklen Punkte diskutiert und sicherlich gibt es einen Fortschritt", sagte Berri anschließend. Die Erfahrung habe aber gezeigt, dass nicht an eine Sache geglaubt werden sollte, bevor sie eingetreten ist, sagte er mit Blick auf die Resolution. Es war Welchs dritter Besuch in der libanesischen Hauptstadt innerhalb einer Woche.

Angriffe gehen unvermindert weiter

Die israelische Armee bombardierte zahlreiche Ziele im Südlibanon, in den schiitisch dominierten Vororten von Beirut sowie Straßen und Brücken nahe der syrischen Grenze. Dabei wurden nach libanesischen Polizeiangaben zwölf Menschen getötet. Mehr als ber zwanzig israelische Soldaten wurden bei Kämpfen mit der Hisbollah verletzt, wie ein Militärvertreter in Jerusalem sagte. Der arabische Fernsehsender Al Dschasira meldete den Tod eines israelischen Soldaten. Eine Bestätigung der israelischen Armee gab es dafür zunächst nicht. Die israelische Stadt Haifa und Ortschaften im Norden des Landes wurden erneut von Raketen der Hisbollah beschossen.

UN-Blauhelme brachten 350 libanesische Soldaten aus einer Kaserne im Kampfgebiet in Sicherheit. Die Anlage in der sieben Kilometer nördlich der israelisch-libanesischen Grenze gelegenen Stadt Mardschajun wurde seit Donnerstag von israelischen Soldaten kontrolliert. (tso/AFP)

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