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Libanon-Krieg: Israel beschließt Ausweitung der Offensive

Das israelische Sicherheitskabinett hat die Ausweitung der Boden-Offensive im Libanon beschlossen. Das Kabinett hatte zuvor rund sechs Stunden über das weitere militärische Vorgehen beraten.

Jerusalem/Beirut - An den Beratungen des Sicherheitskabinetts nahmen auch hochrangige Militärs teil. Verteidigungsminister Amir Perez hatte vor den Beratungen in der Ministerrunde die Ansicht vertreten, die Offensive müsse bis zum libanesischen Fluss Litani und darüber hinaus ausgeweitet werden, um weitere Raketenangriffe der Hisbollah zu stoppen. Bislang waren an der Boden-Offensive rund 10.000 Soldaten beteiligt.

Nach Angaben der libanesischen Polizei beschoss die Marine das Lager Ain Heloue in der Nähe der Hafenstadt Sidon, in dem etwa 50.000 Flüchtlinge leben. Unter den 15 Verletzten seien mindestens fünf Kinder. Der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg sagte dazu in Berlin, die Bundesregierung habe "immer deutlich gemacht", dass die Grundsätze der Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben müssten und die Zivilbevölkerung geschützt werden müsse. Es sei ihm aber nicht möglich, einzelne militärische Maßnahmen zu bewerten, über die ihm keine Informationen vorlägen, fügte Steg hinzu.

Bei einem israelischen Luftangriff in der Ortschaft Matschghara kam eine siebenköpfige Familie ums Leben. Bei den Toten handele es sich um ein Mitglied des politischen Flügels der Hisbollah, seine Ehefrau und seine fünf Kinder, teilte die libanesische Polizei mit.

Bei Kämpfen zwischen der israelischen Armee und der Hisbollah-Miliz im Südlibanon wurden nach Informationen des arabischen Satelliten-Senders Al Dschasira elf israelische Soldaten getötet. Bei einem Versuch zum Beschuss der nordisraelischen Siedlung Beit Schean traf die Hisbollah-Miliz offenbar irrtümlich ein Gebiet nahe Dschenin im Westjordanland, wie palästinensischer Sicherheitskräfte mitteilten.

"Speerspitze des Iran"

Perez sagte nach einem Treffen mit Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) in Jerusalem, die Hisbollah sei die "Speerspitze des Iran", die bekämpft werden müsse. Perez zeigte sich skeptisch über den Plan der libanesischen Regierung, 15.000 Soldaten in den Südlibanon zu schicken. Der libanesische Ministerpräsident Fuad Siniora habe gute Absichten, Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah andere, sagte er.

Steg sagte in Berlin, es müsse eine "größtmögliche Zustimmung" zu einer UN-Resolution erreicht werden. Dies sei nur möglich, wenn alle Konfliktparteien zustimmen. Diese Unterstützung zu erreichen, sei das primäres Ziel der Reise des Außenministers. Steinmeier wollte auch die israelische Außenministerin Zippi Livni und am Abend Olmert treffen.

Neuer Resolutionsentwurf?

Eine internationale Truppe setze einen "sofortigen Waffenstillstand" und eine politische Einigung der Konfliktparteien voraus, sagte Chirac nach einer Krisensitzung mit seinen wichtigsten Ministern im südfranzösischen Toulon. Chirac deutete an, dass Frankreich einen eigenen Entwurf für eine neue UN-Resolution vorlegen könnte.

Mit den USA hatte Frankreich sich auf einen UN-Text geeinigt, der eine "Einstellung der Feindseligkeiten" forderte. Diesen Text will Paris auf Druck der libanesischen Regierung nun neu fassen; Chirac bezeichnete ihn als "Arbeitsgrundlage". Zur Begründung sagte er: "Israel und der Libanon haben reagiert, und wir müssen diese Reaktionen berücksichtigen." (tso/AFP)

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