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Libanon-Krise: Israel: "Faktisch Erlaubnis erhalten"

Israel hat nach eigener Einschätzung von der Libanon-Konferenz "grünes Licht" für seine Offensive erhalten. Im UN-Sicherheitsrat blockieren die USA eine Verurteilung Israels.

Jerusalem/Beirut - Nach der weitgehend ergebnislosen Libanon-Konferenz sieht Israel seine Militärstrategie von der Weltgemeinschaft bestätigt und will die Offensive gegen das nördliche Nachbarland verschärfen. Das Treffen in Rom habe «faktisch die Erlaubnis» zur Fortsetzung der Angriffe gegeben, sagte Israels Justizminister Haim Ramon am Donnerstag. Israel beschloss eine Verstärkung der Luftangriffe. Die UNO und mehrere Hilfsorganisationen warnten, wegen der Gewalt könne im Süden des Libanons keine Nothilfe mehr geleistet werden. Der UN-Sicherheitsrat fand zu keiner gemeinsamen Haltung zur Tötung von vier Blauhelm-Soldaten durch Israel. El-Kaida-Vize Aiman el Sawahiri drohte mit Terrorakten gegen die westliche Welt wegen der Gewalt in Nahost.

"Gestern in Rom haben wir faktisch die Erlaubnis erhalten, unsere Operationen so lange fortzusetzen, bis die Hisbollah nicht mehr im Südlibanon präsent und entwaffnet ist», sagte Justizminister Ramon im Militärrundfunk. Die Libanon-Konferenz in Rom hatte sich nicht auf eine Forderung nach einer sofortigen Waffenruhe einigen können. Bei dem hochkarätig besetzten Treffen wurde lediglich vereinbart, schnell auf einen Waffenstillstand hinzuarbeiten.

Zunehmende Verluste bei Bodeneinsatz

Die Verstärkung der Luftangriffe im Libanon sei wegen der zunehmenden Verluste beim Bodeneinsatz beschlossen worden, meldete der Militärrundfunk. Am Mittwoch waren bei dem Bodeneinsatz neun israelische Soldaten ums Leben gekommen, mehr als je zuvor an einem Tag seit Beginn der Offensive am 12. Juli. Zugleich lehnte das israelische Kabinett es ab, die Bodenoffensive auszuweiten. Das Ziel am Boden bleibe damit, die Hisbollah wenige Kilometer nach Norden zu drängen. Der israelische General Udi Aman, verantwortlich für die israelische Militärregion Nord, sagte, die Offensive werde «noch einige Wochen» dauern. Insgesamt kamen bisher 51 Israelis ums Leben, darunter 18 Zivilisten.

Die israelische Luftwaffe beschoss das Zentrum der südlibanesischen Hafenstadt Tyrus. Dabei wurden elf Menschen verletzt. Bei Luftangriffen im Osten des Libanon wurden nach Angaben eines AFP-Reporters mindestens drei Menschen getötet. Zwei weitere Zivilisten starben bei einem Luftangriff nahe Kafra im Südlibanon. Seit Beginn der israelischen Offensive starben bisher 411 Menschen im Libanon, darunter 344 Zivilisten.

Nothilfe nur "sehr eingeschränkt" möglich

Die UNO und Hilfsorganisationen warnten, die anhaltende Gewalt könnte die Lieferung von Nothilfe in den Südlibanon unmöglich machen. Die UN-Mitarbeiter arbeiteten «in einer sehr eingeschränkten Weise», sagte UN-Flüchtlingskommissar Antonio Guterres. Ein Ende der Feindseligkeiten sei «extrem wichtig». Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) und Ärzte ohne Grenzen (Médecins sans Frontières, MSF) äußerten sich ähnlich. Laut UN-Hilfskoordinator Jan Egeland stieg die Zahl der Flüchtlinge im Libanon auf rund 600.000.

Der UN-Sicherheitsrat konnte sich nicht auf einen Text zum israelischen Angriff auf einen UN-Posten einigen. Diplomaten bei der UNO teilten mit, die USA hätten jeglichen Resolutionstext abgelehnt, in dem von «absichtlichen Angriffen» die Rede gewesen sei. Bei dem Bombardement waren vier UN-Soldaten gestorben. (tso/AFP)

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