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Libanon: Vier Beobachter der Uno getötet

Bei einem israelischen Luftangriff auf einen Beobachterposten der Vereinten Nationen im Südlibanon sind vier UN-Mitarbeiter ums Leben gekommen. UN-Generalsekretär Annan spricht von einem "koordinierten Angriff".

Rom/Tyrus - Annan erklärte in der Nacht zum Mittwoch in Rom, er sei «schockiert und zutiefst beunruhigt über den offenbar absichtlichen Angriff israelischer Streitkräfte auf einen UN-Beobachterposten». Zwei Militärbeobachter der Uno seien bei dem Angriff ums Leben gekommen, «zwei weitere tote Beobachter sind zu befürchten». Bei dem Angriff wurde auch ein chinesischer Militärbeobachter getötet. Die Regierung in Peking verurteile den israelischen Luftangriff scharf und bestellte den israelischen Botschafter ein.

Es handele sich um einen «koordinierten Angriff» auf einen UN-Posten, den es schon lange gebe und der eindeutig als solcher gekennzeichnet gewesen sei, erklärte UN-Generalsekretär Annan. Der französische General Alain Pelligrini, der die Beobachtermission Unifil im Süden des Libanon kommandiert, habe «den ganzen Dienstag lang» immer wieder mit israelischen Offizieren gesprochen und dabei betont, dass dieser UN-Posten von Angriffen verschont bleiben müsse. «Ich fordere die Regierung Israels auf, diesen sehr beunruhigen Zwischenfall umfassend zu untersuchen, und verlange, dass es keine weiteren Angriffe auf UN-Stellungen und -Mitarbeiter gibt.»

Der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert entschuldigte sich für den tödlichen Angriff. Zuvor hatte bereits das israelische Außenministerium sein Bedauern über das Bombardement des Postens ausgedrückt. Der israelische UN-Botschafter Dan Gillerman sagte im britischen Sender BBC, er sei seinerseits «schockiert und zutiefst beunruhigt» über die Erklärung von Annan. Er sei zudem «überrascht über die unausgereifte und unrichtige Behauptung».

Angriffe während der Rettungsarbeiten

Unifil-Sprecher Milos Strugar hatte anfangs gesagt, der israelische Luftangriff habe den Posten «mit voller Wucht getroffen», und es habe mehrere Opfer gegeben. Wie viele Unifil-Mitarbeiter sich zum Zeitpunkt des Angriffs in dem zweistöckigen Haus aufhielten, sagte er nicht. Rund um den Posten im östlichen Grenzgebiet habe die israelische Armee 14 weitere Bomben abgeworfen. Auch während der Rettungsarbeiten habe sie ihre Angriffe fortgesetzt.

Annan erklärte, die Uno wolle zunächst die Angehörigen benachrichtigen, bevor sie Angaben zur Herkunft der getöteten Beobachter mache. Er drücke «den Familien unserer gefallenen Friedenssoldaten» sein aufrichtiges Beileid auf. Wie es in libanesischen Sicherheitskreisen hieß, war der Posten normalerweise mit vier Unifil-Beobachtern besetzt: Einem Österreicher, einem Finnen, einem Kanadier und einem Chinesen. Die «United Nations Interim Force in Lebanon» (Unifil) ist seit März 1978 im Libanon stationiert.

Ihr Mandat war im Januar turnusmäßig um ein halbes Jahr verlängert worden; es läuft am Montag aus. Über eine weitere Verlängerung war am Dienstag im UN-Sicherheitsrat diskutiert worden. Die Mitglieder trafen keine Entscheidung, weil sie zunächst die Krisenkonferenz in Rom abwarten wollten. In der italienischen Hauptstadt war für Mittwoch eine internationale Konferenz zur derzeitigen Lage in Nahost geplant, bei der es um eine Lösung für den Konflikt gehen sollte. Neben Annan wollten die Außenminister von 15 Ländern - unter ihnen auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) - sowie führende Vertreter der Europäischen Union und der Weltbank an der Tagung teilnehmen. (tso/AFP)

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