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Politik: Liberias Nachbarn gegen Regierung mit Rebellen

Auch jetzige Minister sollen von der Macht ausgeschlossen werden / UN bringen erstmals Nahrungsmittel nach Monrovia

Monrovia/New York (dpa). Nach Wochen heftiger Kämpfe in der liberianischen Hauptstadt Monrovia hoffen die Einwohner nun auf die Ankunft der ersten ausländischen Friedenstruppen an diesem Montag. Ein nigerianisches Bataillon mit 750 Mann soll an diesem Montag aus dem benachbarten Sierra Leone eintreffen. Die Nachbarstaaten Ghana, Mali, Benin, Senegal und Togo, die allesamt der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas angehören, haben bereits mehr als 3200 Soldaten für einen Einsatz bereitgestellt.

Unterdessen gehen die Kämpfe in Monrovia an mehreren Fronten weiter. Regierungstruppen versuchten am Sonntag, den Hafen zurückzuerobern, berichtete der USSender CNN. Nach Informationen des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (ICRC) wurden allein am Samstag sieben Tote und knapp 70 Verletzte im John-F.-Kennedy- Krankenhaus gezählt.

Am Wochenende wurde auch die Ankunft dreier US-Kriegsschiffe mit 2300 Marineinfanteristen vor der liberianischen Küste erwartet. Unklar ist aber, ob die US-Truppen überhaupt in Liberia eingesetzt werden. Präsident George W. Bush hat bislang lediglich die Unterstützung der westafrikanischen Eingreiftruppe Ecomog zu. Liberia hatte Washington wiederholt vergeblich um einen Friedenseinsatz gebeten.

Am Wochenende hatte der liberianische Präsident Charles Taylor für den 11. August seinen Rücktritt nach einem Gespräch mit mehreren westafrikanischen Außenministern angekündigt. Ursprünglich hatten sie ihm das Versprechen abnehmen wollen, bereits am Donnerstag das Land zu verlassen. Die nigerianische Regierung hat dem als Kriegsverbrecher angeklagten Taylor Asyl angeboten. Taylor werden die Unterstützung der Rebellenbewegung Ruf in Sierra Leone und der Handel mit so genannten Blutdiamanten vorgeworfen.

Bislang ist offen, wer Taylors Nachfolger wird. In Frage kommen sowohl der Vizepräsident Moses Blah als auch der Parlamentssprecher Nyundueh Monkomana. An der Spitze einer anschließenden Übergangsregierung sollen weder derzeitige Regierungsmitglieder noch Vertreter der Rebellen stehen, sagte der Generalsekretär der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas, Mohammed Ibn Chambas, dem britischen Sender BBC.

Die etwa 1,3 Millionen Menschen in Monrovia leiden immer mehr unter den Kämpfen. „Die Versorgungslage verschlimmert sich stündlich“, sagte der ICRC-Mitarbeiter Raich. Ein Sack Reis koste mittlerweile 100 statt 20 Dollar. „Wenn die Menschen überhaupt auf die Straße gehen, dann rennen sie und suchen Schutz an Häuserwänden. Es sind ständig Schießereien zu hören.“ Die Vereinten Nationen haben erstmals Nahrungsmittelhilfen in die liberianische Bürgerkriegsstadt Monrovia eingeflogen. Als erste Lieferung seien am Samstag eine halbe Tonne Lebensmittel aus der Luft eingetroffen, weitere elf Tonnen sollen in Kürze folgen, sagte das UN-Welternährungsprogramm WFP am Sonntag im Rom.

Der UN-Sicherheitsrat hatte am Freitag den Einsatz einer multinationalen Eingreiftruppe gebilligt. Sie soll im Oktober von einer UN-Friedensmission abgelöst werden. Das Mandat nimmt Bezug auf Kapitel VII der UN-Charta, das auch den Einsatz von Waffengewalt erlaubt.

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