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Libyen: Bombardieren und Schmieren

Im Osten Libyens lässt Diktator Gaddafi Stellungen der Aufständischen mit Kampfjets angreifen. Im Westen des Landes will er sich Loyalität erkaufen. Die internationale Flüchtlingshilfe ist angelaufen, auch die Bundeswehr beteiligt sich.

Libyens Staatschef Muammar al Gaddafi wehrt sich mit allen Mitteln gegen sein Ende. In der Umgebung der Ölstadt Al-Brega flogen am Freitag libysche Kampfjets Luftangriffe gegen Aufständische. Im Westen des Landes bot Gaddafi Unterstützern hohe Summen an. Für viele zehntausend Flüchtlinge hat eine internationale Hilfsaktion begonnen. Auch die Bundeswehr ist mit von der Partie. Demonstranten rüsteten sich auch in der Hauptstadt Tripolis für eine Kundgebung gegen Gaddafi nach dem Freitagsgebet.

Ein Arzt in der östlichen "Rebellen-Hauptstadt" Bengasi sagte, in Al-Brega hätten die Truppen Gaddafis auch Panzer und Hubschrauber eingesetzt. In der benachbarten Stadt Adschdabija hätten sie aus der Luft ein Munitionsdepot und einen Versammlungsort von Aufständischen bombardiert. 18 Menschen seien getötet worden. Von anderer Seite konnte dies nicht bestätigt werden. Ein Augenzeuge sagte, die Rebellen kontrollierten Al-Brega weiter. Einige Aufständische zogen weiter nach Westen in Richtung des Hafens Ras Lanuf, der noch von den Truppen Gaddafis gehalten wird.

Im Westen Libyens will sich Gaddafi Unterstützung erkaufen. Oppositionsmedien meldeten, er habe Vermittler nach Misrata, Nalut und Al-Sawija geschickt. Angeblich lehnten Vertreter der Aufständischen das Angebot ab. Die arabische Tageszeitung "Al-Sharq Al-Awsat" berichtete, in Al-Sawija hätten Gesandte Gaddafis jeder Familie, die durch die Unruhen ein Familienmitglied verloren hat, 250.000 Dinar (rund 145.000 Euro) angeboten. Alle anderen Familien sollten 20.000 Dinar erhalten.

Die Oppositions-Website "Al-Manara" meldete, in Misrata seien "Provokateure" durch die Stadt gefahren und hätten die Jugend zum "Heiligen islamischen Krieg gegen Gaddafi" aufgerufen. Die jungen Männer, die sich gemeldet hätten, seien verschleppt worden.

Auch rund um die Stadt Al-Sawija im Westen lieferten sich Aufständische und Gaddafi-Treue Kämpfe. Die Regierungstruppen versuchten laut Augenzeugen, Menschen aus der Umgebung daran zu hindern, in die Stadt zu Demonstrationen zu kommen. Junge Männer aus der Stadt hätten die Kontrollposten daraufhin angegriffen. Ein Augenzeuge in der Hauptstadt Tripolis sagte, auch dort würden Vorbereitungen für Demonstrationen gegen das Regime getroffen.

An der Grenze zwischen Libyen und Tunesien spitzt sich die Lage zu. Täglich kommen mehr als 10.000 Menschen aus Libyen nach Tunesien, der Großteil stammt aus Ägypten. Die Vereinten Nationen und das Rote Kreuz warnen vor einer humanitären Katastrophe und baten um Unterstützung. Dort wurden auch Gaddafis Truppen stationiert.

Der britische Entwicklungsminister Andrew Mitchell sieht die Rettung der Flüchtlinge auf gutem Weg. "Wir haben es hier derzeit nicht so sehr mit einer humanitären Krise zu tun als vielmehr mit einer logistischen Krise", sagte in der BBC.

Die Bundeswehr beteiligt sich mit drei Schiffen am internationalen Hilfseinsatz unter UN-Schirmherrschaft. Die Fregatten Brandenburg und Rheinland-Pfalz sowie das Versorgungsschiff Berlin wurden noch am Freitag vor der Küste Tunesiens erwartet. Mit Hilfe deutscher und anderer Schiffe sollen nach Angaben von Außenminister Guido Westerwelle (FDP) etwa 4000 Ägypter über das Mittelmeer in ihre Heimat zurückgebracht werden.

Großbritannien hat nach BBC-Angaben seit Mittwoch mit drei Charterflugzeugen mehr als 1000 Ägypter nach Kairo gebracht. US-Präsident Barack Obama hatte die Entsendung von Flugzeugen zugesagt. Auch Frankreich hatte angekündigt, Flüchtlinge aus Tunesien auszufliegen. Vom italienischen Catania aus sollte Italiens Marineschiff "Lybra" nach Bengasi aufbrechen, mit Nahrung, Stromgeneratoren und Anlagen für die Wasseraufbereitung an Bord. Die Niederlande bemühen sich in intensiven Verhandlungen um die Freilassung ihrer drei in Libyen festgenommenen Marineflieger. Dazu gebe es Gespräche auf verschiedenen Kanälen, hieß es in Den Haag.

Von Ägypten über Bahrain bis zum Irak sollte es in der gesamten arabischen Welt wieder neue Proteste geben. In Ägypten rief die Demokratiebewegung drei Wochen nach dem Rücktritt von Präsident Hosni Mubarak zu einer Kundgebung auf dem Tahrir-Platz auf. Die jemenitische Armee soll Demonstranten getötet haben, die im Nordwesten des Landes gegen Korruption protestiert haben. (dpa)

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