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Libyen: Nervenkrieg um Bani Walid

Die Rebellen haben den letzten Gaddafi-Truppen in Bani Walid und Sirte ein Ultimatum gestellt. Es wird befürchtet, dass die Anhänger des langjährigen Machthabers Zivilisten als menschliche Schutzschilde benutzen.

Die libyschen Rebellen und die Nato haben den Druck auf die wenigen verbliebenen Bastionen des Diktators Muammar al Gaddafi verstärkt. Während die bewaffnete Opposition immer mehr Kämpfer vor den Wüstenstädten Bani Walid und Sirte zusammenzieht, bombardieren Nato-Jets die verbliebenen Stellungen der Gaddafi-Truppen. Die Rebellen hoffen auf eine Kapitulation der Gaddafi-Soldaten, „um weiteres Blutvergießen zu vermeiden“. Bis zum Wochenende soll Bani Walid aber nicht gestürmt werden. Seit Tagen versuchen Unterhändler des oppositionellen Übergangsrates, die Gaddafi-Getreuen in den beiden Städten zur Aufgabe zu bewegen. Obwohl mehrere Ultimaten verstrichen, wird weiterverhandelt. Die Rebellen setzen auf Zeit – wohlwissend, dass sie am längeren Hebel sitzen. Die beiden Gaddafi-Söhne Saif al Islam und Mutassim sollen sich bis zum Wochenende in Bani Walid befunden und sich dagegen gesperrt haben, die Waffen zu strecken, berichtete der Präsident des Übergangsrates, Mustafa Abdul Dschalil. Inzwischen seien sie aber geflüchtet.

Bani Walid liegt etwa 150 Kilometer südöstlich von der libyschen Hauptstadt Tripolis entfernt und ist die Heimatstadt der Warfalla-Volksgruppe, des größten und wohl auch einflussreichsten Stammes im Wüstenstaat. Ein Teil des Warfalla-Stammes hatte Gaddafi bisher noch die Treue gehalten. Die Küstenstadt Sirte befindet sich etwa 400 Kilometer im Osten von Tripolis und hat als Geburtsort Gaddafis eine besondere symbolische Bedeutung. Wo sich Gaddafi selbst aufhält, ist weiter unklar. Es gilt als wahrscheinlich, dass er und die drei Söhne Saif, Mutassim und Saadi sich in den Süden oder Südwesten der riesigen libyschen Wüste abgesetzt haben, die kaum zu kontrollieren ist. Von dort wäre eine Flucht über die löchrigen Grenzen Richtung Algerien, Niger oder Tschad denkbar.

Unterdessen bestätigte ein Sprecher der chinesischen Regierung, dass Gesandte Gaddafis noch im Juli mit staatlich kontrollierten Rüstungskonzernen in China über millionenschwere Waffenlieferungen verhandelt haben. Dies sei aber „ohne Wissen der chinesischen Regierung“ geschehen. Rüstungsgüter seien nicht geliefert worden.

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