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Linke in Schwerin: Geldgeschenke von der Stasi IM-Verdacht belastet

Ein neuer Stasi-Verdacht gegen ein Vorstandsmitglied hat die Spitze der Linkspartei in Mecklenburg-Vorpommern offenbar kalt erwischt.

Schwerin - Zehn Monate vor der nächsten Landtagswahl sieht sich Spitzenkandidat Helmut Holter mit Berichten konfrontiert, dass seine Landesschatzmeisterin Renate Malchow seit 1976 inoffizielle Mitarbeiterin (IM) des Ministerium für Staatssicherheit (MfS) war. Er sei „negativ überrascht worden“, gestand Holter ein. Sollte sich der von „Bild“ veröffentlichte Fall erhärten, wirft er ein grelles Licht auf die Führungsriege der Linkspartei im Nordosten. Malchow wäre das fünfte von 18 Landesvorstandsmitgliedern, das Kontakte zur Stasi hatte.

Zwar versuchen die Sozialisten an der Ostsee, sich ein junges Image zu verpassen und wählten den 31 Jahre alten Steffen Bockhahn zum Landesparteichef. Der muss nun die Vergangenheit seiner Genossen kommentieren. Malchows Fall traf auch ihn ohne Vorwarnung, obwohl in der Partei gilt, dass alle Kandidaten für ein Parteiamt öffentlich bekunden müssen, wie sie es einst mit der Stasi hielten. „Falls sich der Bericht bestätigt, gibt es innerhalb der Partei erheblichen Redebedarf“, sagte Bockhahn, „das ist keine Lappalie“. Er will mit Malchow reden, sobald sie aus dem Urlaub zurück ist.

Die 58-jährige Diplomwirtschaftlerin gehört seit 2001 dem Landesvorstand an. Sie soll sich 1976 handschriftlich zur Zusammenarbeit mit der Stasi verpflichtet haben. Später stellte sie angeblich ihre Wohnung für konspirative Treffen zur Verfügung und erhielt Geschenke und Geld. Berichte schrieb sie demnach bis 1989.

Die Stasi-Kontakte von weiteren Vorstandsmitgliedern, über die „Bild“ berichtete, seien hingegen „seit langem bekannt“, beteuert Bockhahn. Karen Stramm war hauptamtlich an der Passkontrollstelle in Zarrentin tätig, die zur Staatssicherheit gehörte. Stramm arbeitet inzwischen als Rechtspflegerin im öffentlichen Dienst. Manfred Millow sei, so Bockhahn, offen mit seiner IM-Tätigkeit umgegangen. Laut „Bild“ soll Millow als Lehrer über seine Schüler an die Stasi berichtet haben. Wolfgang Weiss verweist auf beruflich bedingte Stasi-Kontakte während seiner Armee-Zeit auf der Insel Poel in den 70er Jahren. Er habe über Untergebene nur solche Beurteilungen geschrieben, „die den Vorschriften und Anweisungen der Nationalen Volksarmee entsprachen“, so Weiss zum Tagesspiegel. Nach seiner Armeezeit habe die Stasi es abgelehnt, ihn anzuwerben.

Helmut Holters Chancen bei der Landtagswahl im kommenden September haben sich durch den mutmaßlichen neuen Stasi-Fall in seinem Landesvorstand wahrscheinlich kaum geändert. Schließlich ist es nicht der erste. Sein großer Optimismus, von der SPD als Juniorpartner zum Ministerpräsidenten einer neuen rot-roten Landesregierung gewählt zu werden, hat allerdings einen deutlichen Dämpfer bekommen. Er schließt aber aus, als Juniorpartner der SPD aus dem Rennen zu sein. Außerdem werde vor der nächsten Landtagswahl ja ein neuer Parteivorstand gewählt, so Holter.

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