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Politik: Linkes Lager führt bei Parlamentswahl

Frankreichs Sozialisten müssen nach erster Runde aber um eigene absolute Mehrheit bangen.

Paris - Frankreichs Präsident Francois Hollande kann auf eine starke linke Mehrheit im Parlament hoffen. Seine sozialistische Partei allein wird jedoch die absolute Mehrheit von 289 der 577 Sitze in der Nationalversammlung nicht erreichen, sondern auf die Unterstützung anderer Linksparteien angewiesen sein.

Nach den Hochrechnungen mehrerer Umfrageinstitute liegen die Sozialisten nach dem ersten Wahlgang vom Sonntag mit etwa 35 Prozent gleichauf mit der bisherigen rechten Regierungspartei UMP. Zusammen mit den mit ihnen verbündeten Grünen und der Linkspartei Front de Gauche können die Sozialisten auf über 300 Mandate kommen. Die rechtsextreme Nationale Front (FN) kam mit 13,4 bis 15 Prozent auf den dritten Platz. Ein Bündnis mit ihr ist für die UMP jedoch ausgeschlossen, wie deren Generalsekretär Jean-Francois Copé am Wahlabend noch einmal bekräftigte. Martine Aubry, die Parteichefin der Sozialisten, nannte das Abstimmungsergebnis eine „gute Nachricht für Präsident Hollande“. Francois Fillon, der bisherige konservative Regierungschef, stellte heraus, dass es „keine rosa Welle“ gegeben habe.

Vier Wochen nach der Präsidentenwahl zeigten die Franzosen am Sonntag Wahlmüdigkeit. Mit 43,8 Prozent war die Stimmenenthaltung so hoch wie noch nie zuvor bei einer Parlamentswahl.

Um die 577 Sitze bewarben sich 6603 Kandidaten, unter ihnen 2646 Frauen. Da nur wenige Kandidaten die in der ersten Runde für einen Sieg erforderliche absolute Mehrheit der Stimmen in ihrem Wahlkreis erreichten, finden in einer Woche in den übrigen Wahlkreisen Stichwahlen statt, zu denen die Bewerber zugelassen sind, die in der ersten Runde mindestens 12,5 Prozent der Stimmen der Wahlberechtigten erhalten haben. Für den Sieg reicht dann die relative Mehrheit.

Trotz der niedrigen Wahlbeteiligung, die die Chancen der kleineren Parteien mindert, in die Stichwahl einzuziehen, hofft die Nationale Front (FN), in einer Woche in etwa 200 Wahlkreisen mit ihren Kandidaten anzutreten und den Bewerbern der traditionellen Rechten und Linken den Weg zu versperren. Ziel von FN-Chefin Marine Le Pen ist es, die UMP nach Nicolas Sarkozys Niederlage bei der Präsidentenwahl zu spalten und die Front als neue Partei der Rechten zu etablieren. In ihrem Wahlkreis Hénin-Beaumontin in Nordfrankreich ging Le Pen mit 43 Prozent in Führung.

Neben Jean-Marc Ayrault, dem sozialistischen Premierminister, bewarben sich 26 Mitglieder der neuen Regierung um Parlamentssitze. Während Ayrault und Außenminister Laurent Fabius ihre Sitze im ersten Wahlgang eroberten, schien die Wahl anderer Minister unsicher. Im Fall einer Niederlage müssen sie die Regierung verlassen.Hans-Hagen Bremer

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