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Rückzug. Teilnehmer des „Marschs der Millionen“ verlassen Islamabad. Foto: rtr

© REUTERS

Politik: Machtprobe in Pakistan vorerst beendet Tritt Prediger Qadri mit seiner Partei zur Wahl an?

Neu-Delhi - Die Revolution ist ausgefallen. Doch das schien Tahirul Qadri nicht zu stören.

Neu-Delhi - Die Revolution ist ausgefallen. Doch das schien Tahirul Qadri nicht zu stören. „Dies ist ein Tag des Sieges“, tönte Pakistans selbst ernannter Revolutionsführer am Freitag unter dem Jubel der Menge. Vier Tage lang hatte der Sufi-Prediger mit zehntausenden Anhängern die Hauptstadt Islamabad belagert und den Atomstaat in Atem gehalten – nun einigte er sich mit der Regierung und blies die Proteste ab. Von einer „Farce“ sprach die Zeitung „Express Tribune“.

Die Machtprobe scheint damit beendet, zumindest vorerst. Am Freitag sahen sich denn auch alle Seiten als Sieger. Tatsächlich ist Präsident Asif Ali Zardari auf bestem Wege, Geschichte zu schreiben: Erstmals seit dem 65-jährigen Bestehen des Landes wird eine gewählte Regierung wohl die vorgesehene fünfjährige Amtszeit schaffen – ohne vorher gestürzt zu werden. Auch wenn Zardari bei vielen als Halunke gilt, ist noch niemandem vorher dieses politische Kunststück gelungen.

Auch Qadri hat sich mit seinem Protestmarsch auf der Polit-Bühne profilieren können. Der Religionsgelehrte mit dem Hang zur Theatralik denkt laut der Nachrichtenagentur Reuters darüber nach, mit seiner Partei bei den Wahlen im Mai anzutreten. Er drohte mit weiteren Massenprotesten, sollte die Regierung nicht zu ihrem Wort stehen.

Bei fünfstündigen Gesprächen in seinem bombengeschützten Wohncontainer hatte Qadri Donnerstagnacht mit der Zardari-Regierung eine Einigung erzielt Demnach muss vor dem 16. März das Parlament aufgelöst werden, spätestens 90 Tage später soll gewählt werden. Dabei soll Qadri bei der Besetzung der Wahlkommission und der Übergangsregierung ein Wort mitreden. Hinter Qadri wird das Militär vermutet, das einen offenen Putsch scheut, aber gerne mehr politischen Einfluss will.

Qadri hatte bereits 1999 den Coup des früheren Militärherrschers Pervez Musharraf unterstützt. Der Prediger war erst im Dezember nach sieben Jahren aus Kanada zurückkehrt. Weil er auch kanadischer Bürger ist, darf er in Pakistan bei Wahlen nicht kandidieren. Möglicherweise ist er seinen Zweitpass aber bald los: Kanada bestellte ihn für den 5. Februar ein – wegen angeblichen Meineids beim Asylverfahren.

Derweil scheint die Verhaftung von Premierminister Raja Pervez Ashraf inzwischen wenig wahrscheinlich. Nachdem sich die Anti-Korruptionsbehörde am Donnerstag geweigert hatte, die Festnahme des Regierungschefs wegen Bestechungsvorwürfen zu veranlassen, will das Oberste Gericht den Fall erneut prüfen. Zudem wurde einer der mit dem Fall betrauten Ermittlungsbeamten der AntiKorruptionsbehörde am Freitag erhängt aufgefunden. Christine Möllhoff

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