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Politik: Madame Sarkozy geht eigene Wege

Frankreichs Staatschef und seine Frau Cécilia haben offenbar ihre Trennung eingeleitet

Noch ist es nicht offiziell. Aber immer mehr französische Medien berichten, dass sich Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und seine Gattin Cécilia am Montag getrennt und vor einem Richter ein Scheidungsverfahren eingeleitet haben.

„Sie ist meine Stärke und zugleich meine Achillesferse“, hatte Nicolas Sarkozy während seiner Präsidentschaftskampagne freimütig gestanden. Dass seine Frau Cécilia ihn nun sitzen lässt, muss ihn entsprechend hart treffen. Schon als vor zwei Jahren ihr Seitensprung mit einem Unternehmer der Werbebranche publik wurde und als die Bilder von Madame Sarkozy an der Seite ihres Liebhabers in New York veröffentlicht wurden, war der damalige Innenminister zutiefst in seinem Stolz verletzt. An den allzu frechen Medien rächte er sich, indem er dank der Beziehungen zu seinem Busenfreund Arnaud Lagardère, dem Besitzer der Hachette-Zeitschriften, den Chefredakteur des Magazins „Paris-Match“ feuern ließ. Mit Zureden gelang es ihm schließlich, Cécilia Anfang 2006 zum Schein zur Rückkehr zu bewegen. Er brauchte sie an seiner Seite für die Kandidatur bei den Präsidentschaftswahlen. Schließlich war kaum zu erwarten, dass die Franzosen einen Ledigen ins Elysée wählen würden.

Die hochgewachsene Brünette, die als Ex-Mannequin viel natürliche Eleganz ausstrahlt, war seit der Heirat 1996 bei seiner politischen Karriere immer eine Trumpfkarte gewesen, die er in der Öffentlichkeit ungeniert ausspielte. Das hinderte ihn aber nicht, sich über Journalisten zu beklagen, wenn ihre Neugier für Privates zur Unzeit kam. In den letzten Tagen wurde darum alle Fragen über den Verbleib der Präsidentengattin mit einer wachsenden Verlegenheit mit „aucun commentaire“ („kein Kommentar“) beantwortet, aber auch vom Sprecher des Staatschefs nicht dementiert. Seit Monaten schon zierte regelmäßig die Frage „Wo ist Cécilia?“ die Titelseiten der Gazetten. Seit dem letzten Nationalfeiertag am 14. Juli glänzte sie durch ihre (unentschuldigte) Abwesenheit bei allen offiziellen Anlässen und Zeremonien, bei denen eigentlich ihre Anwesenheit erwünscht gewesen wäre. Nachdem sie dann im Juli in als Vermittlerin für die in Libyen gefangenen bulgarischen Krankenschwestern Schlagzeilen gemacht hatte, glaubte man in Frankreich, sie habe ihre Rolle als „First Lady“ gefunden. Man feierte sie sogar als neue Jackie Kennedy oder Lady Di. In Wirklichkeit hatte Cécilia überhaupt nie Lust gehabt, die Präsidentengattin zu spielen. Vor der Wahl ihres Mannes sagte sie, sie fühle sich dazu „zu wenig politisch korrekt“.

Mitten in der Wahlkampagne, bei der sie als Beraterin für Imagefragen dienen sollte, verschwand sie plötzlich von der Bühne. Später kam heraus, dass sie selber nicht zur Wahl gegangen war und also ihre Stimme für Nicolas Sarkozy nicht abgegeben hatte. Zur Siegesfeier im Mai erschien sie mit sichtlichem Unbehagen und mit viel Verspätung. Am G8-Gipfel in Heiligendamm im Juni verließ sie das „Damenprogramm“ schon nach einem Tag. Seither überließ sie es ihrem Mann, für ihr Fehlen bei Auslandsbesuchen eine Ausrede zu finden. So auch im Urlaub bei einem Picknick bei der amerikanischen Präsidentenfamilie Bush oder in diesem Monat in Sofia, wo man sie als Befreierin der Krankenschwestern mit Orden schmücken wollte.

Den Grund für diese Abwesenheit glaubten viele seit geraumer Zeit zu kennen: Über die erneute Trennung und eine baldige Scheidung wurde aber nur hinter vorgehaltener Hand getuschelt. Falls die Berichte bestätigt werden, wonach Nicolas und Cécilia Sarkozy vor einem Richter das Scheidungsverfahren eingeleitet haben, deutet dies darauf hin, dass sie im gegenseitigen Einvernehmen auseinandergehen. Juristisch betrachtet ist dies kein Detail, denn aufgrund der gerichtlichen Immunität des Staatspräsidenten könnte Cécilia ihren Gatten nicht zwingen, vor einem Scheidungsrichter zu erscheinen. Die beiden haben einen gemeinsamen zehnjährigen Sohn, Louis.

Rudolf Balmer[Paris]

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