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Mali-Einsatz: Hollandes Militäraktion wider Willen

Französische Truppen kämpfen in Mali gegen Islamisten aus dem Norden. Wie rechtfertigt Präsident Hollande diese Militäraktion?

Francois Hollande wollte keinen Krieg, und schon gar nicht diesen Krieg. Seit Wochen hatte der französische Präsident bei den afrikanischen Regierungen und bei den westlichen Partnern auf die Gefahren verwiesen, die dem westafrikanischen Staat Mali drohten, genauer: dem, was von diesem Staat seit der Invasion seines nördlichen Landesteils durch Islamisten noch übrig geblieben ist. Bei den Afrikanern hatte er dafür geworben, eine eigene Streitmacht zum Schutz des Nachbarn zu entsenden, bei den westlichen Verbündeten hatte er sich dafür eingesetzt, den Afrikanern mit Ausbildern und logistischer Unterstützung beizustehen. Auf Drängen Frankreichs legte der UN-Sicherheitsrat im Dezember mit der Resolution 2085 die rechtlichen Grundlagen für eine Intervention der internationalen Gemeinschaft, an der sich auch Frankreich beteiligen wollte. Aber nicht in vorderster Front, sondern als Stratege im Hintergrund. Die Zeiten, in denen Frankreich den Gendarmen Afrikas spielte, sollten endgültig vorbei sein, hatte Hollande im Herbst 2012 beim Besuch in Dakar dargelegt.

Doch die Entwicklung in Mali warf dieses Konzept über den Haufen. Noch ehe sich die zögernden Regierungen der westafrikanischen Staatengemeinschaft Ecowas zusammenraufen konnten und die westlichen Verbündeten ihre Hilfszusagen konkretisierten, hatten sich die verschiedenen Rebellengruppen über ihr weiteres Vorgehen gegen den Süden verständigt, Hollande sah sich zum Handeln gezwungen. Für ihn ging es nicht um die Rettung eines Regimes, das de facto gar nicht mehr besteht, sondern, wie er sagte, um die Existenz eines befreundeten Staates. Würde der Süden in die Hand der Islamisten fallen, wäre dies eine Bedrohung für die gesamte Region und darüber hinaus für Frankreich und Europa.

Offiziell dient Frankreichs Eingreifen der Unterstützung malischer Truppen. Angesichts des Zustands des malischen Militärs ist es jedoch Frankreich selbst, das die „Operation Serval“ mit Schlägen aus der Luft gegen Stellungen der Rebellen führt, denen dann malische Truppen folgen. Die Angriffe werden von Kampfhubschraubern geführt, zum Einsatz kommen auch Jagdbomber Mirage 2000 und F1 sowie Überwachungsflugzeuge, die auf Basen in Tschad und Senegal stationiert sind. Insgesamt sind nach Angaben von Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian 550 Mann mobilisiert.

Mit dem Stoppen des Vormarschs der Rebellen war nach Pariser Ansicht die erste Etappe der Intervention erfolgreich. Es war die leichtere. Die nächste, die darin besteht, die Rebellen nach Norden zurückzuwerfen, wird schwieriger. Dazu wird die Hilfe von Afrikanern und westlichen Verbündeten unerlässlich sein. Im Grunde handele es sich um eine logische Fortsetzung der Libyen-Intervention, meint Vincent Desportes, ein pensionierter hoher General, im „Figaro“. Denn nun gehe es darum, die Söldner Gaddafis, die 2011 mit ihren Waffen nach Süden entkamen, zu vertreiben.

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