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Harald Martenstein.

© Harald C. Bertelsmann

Martenstein zu Afghanistan: Wenn Taliban in Deutschland Asyl bekommen

Auch wer in Afghanistan für die Taliban gekämpft hat, kann in Deutschland auf Asylschutz hoffen. Unser Autor findet das ein bisschen beunruhigend. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Harald Martenstein

Offenbar gibt es in der Bundesrepublik eine neue, wachsende Gruppe von Einwanderern, es sind die Talibankrieger. Als ich das gelesen habe, dachte ich zuerst, es handele sich um Fake News aus der rechtsextremen Ecke. Aber es hat in Zeitungen gestanden, die als seriös gelten, unter anderem der „FAZ“.

Wenn in Afghanistan die Regierungstruppen einen Taliban beim Kampfeinsatz erwischen, dann droht dieser Person Folter. Auch Todesurteile gegen Talibankrieger kommen vor, 2016 waren es sechs, laut UN. Unter Berufung auf diese Tatsache geben afghanische Asylbewerber offenbar nicht selten an, dass sie für die Taliban gekämpft haben und deswegen Schutz brauchen. Einzelfälle sind das nicht. Es handele sich bereits um eine vierstellige Zahl, berichtet die „Welt“ unter Berufung auf das Bundesamt für Migration. Die Asylanträge haben, laut Innenministerium, Aussicht auf Erfolg. Ein Taliban wird allerdings nicht automatisch als Angehöriger einer diffamierten Gruppe anerkannt, um die Einzelfallprüfung kommt er nicht herum. Falls sich nachweisen lässt, dass er an Verbrechen beteiligt war, wird er nicht anerkannt, höchstens geduldet.

Ist diese Zuwanderung eine Bereicherung?

Ich fand das zuerst ein bisschen beunruhigend. Die obersten Ziele der Taliban sind ja die Errichtung eines islamistischen Staates, in dem es nicht so locker zugeht wie in Saudi-Arabien, und die Liquidierung von Ungläubigen. Sie haben – aus ihrer Sicht völlig verständlich – deshalb auch schon eine ganze Menge Bundeswehrsoldaten erschossen. Große Freunde von Frauenrechten scheinen die Taliban nicht zu sein, wobei sie mit Homosexuellen und Juden sogar noch unfreundlicher umspringen, die erschießen sie sofort, Hunde übrigens auch. Als Ungläubiger, Weintrinker und Hundehalter bin ich nicht sicher, ob diese Zuwanderung für mich eine Bereicherung darstellt. Andererseits, wenn man hier wirklich von den Taliban verfolgt wird, könnte man natürlich seinerseits einen Asylantrag in Schweden stellen, mit guten Chancen, vermute ich.

Dann habe ich mich gefragt: Wie integriert man diese Menschen? Das ist der entscheidende Punkt. Ich bin vorsichtig optimistisch. Mit den Taliban kommt immerhin eine Gruppe von hochqualifizierten Spezialisten zu uns, deren Chancen auf eine berufliche Zukunft besonders groß sind. Sie bringen eine Qualifikation mit, die zurzeit stark nachgefragt ist, sie sind gute Soldaten. Ständig heißt es, die Kampfkraft der Bundeswehr lasse zu wünschen übrig. Wenn wir ein paar tausend Taliban in die Bundeswehr integrieren, wäre zumindest dieses Problem gelöst. Man muss sich nur einmal Wladimir Putins Gesicht vorstellen, wenn Angela Merkel beim nächsten Staatsbesuch von ihrer Taliban- Leibgarde begleitet wird. Seinen Hund muss er dann wegschließen.

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