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Politik: Massakerwarnung animiert Nachahmer

Drohungen und Polizeieinsätze in ganz Deutschland / Toter 18-Jähriger nicht unter Verdacht

Offenburg/Berlin - Einen Tag nach dem Großalarm in Baden-Württemberg wegen eines angedrohten Schulmassakers hielten Nachahmer in ganz Deutschland die Polizei in Atem. Ein bei Achern nahe Offenburg festgenommener 19-Jähriger gestand am Donnerstag eine Anschlagsdrohung gegen eine Berufsschule an seinem Wohnort. Als Motiv gab er an, er habe seiner Freundin einen schulfreien Tag verschaffen wollen. Er wurde am Donnerstagmorgen gemeinsam mit zwei weiteren Männern im Alter von 23 und 35 Jahren bei Achern festgenommen. Wegen der Drohung hatte die Polizei am Morgen die Sicherheitsmaßnahmen in der betroffenen Schule verschärft und vor Unterrichtsbeginn die Klassenräume durchsucht.

Auch in anderen Bundesländern wurden mehrere Zwischenfälle bekannt. Nach einer Bombendrohung gegen eine Berufsschule im sächsischen Döbeln sucht die Polizei nach einem 20-jährigen Verdächtigen. Nach Polizeiangaben war eine anonyme Drohung über den Notruf eingegangen. Die Schule, in der sich zu diesem Zeitpunkt noch 60 Schüler und Lehrer bei einer Weihnachtsfeier aufhielten, wurde daraufhin evakuiert. Bei der Durchsuchung des Gebäudes wurde nichts gefunden.

In einer Kölner Gesamtschule fanden Lehrer im Fach eines 16-jährigen Schülers einen Zettel, auf dem unter der Überschrift „Amok-Liste“ Namen von zwei Lehrerinnen verzeichnet waren. Der 16-Jährige und ein 15-jähriger Mitschüler, der die Liste ebenfalls unterzeichnet hatte, wurden am Donnerstag verhört. Dabei gab der 16-Jährige an, er habe die Liste nur „zum Spaß“ verfasst. In Ludwigsburg löste ein 13-jähriger Schüler einen größeren Polizeieinsatz aus. Er hatte eine Nachricht geschrieben, in der er ankündigte, alle Schüler in zwei Gemeinden des Landkreises töten zu wollen.

Das Stuttgarter Innenministerium wollte keine Zahl nennen, wie viele Nachahmer es gibt. Minister Heribert Rech (CDU) kündigte an, „üble Scherze“ von Nachahmern als Straftat zu ahnden. Gleichzeitig verteidigte er die Warnung vom Vortag. Nachahmer hätten mit hohen Geldbußen zu rechnen, im Wiederholungsfall sogar mit noch schärferen Strafen, sagte er. Auch am Donnerstag gab es vor vielen Schulen Baden-Württembergs eine starke Polizeipräsenz. Der Aachener Psychoanalytiker Micha Hilgers kritisierte die öffentlichen Warnungen vor einem Schulmassaker. „Wenn diese große öffentliche Aufmerksamkeit da ist, dann mag das manche Täter eher stimulieren als abschrecken“, sagte Hilgers im SWR. Indessen gilt es als gesichert, dass der am Mittwoch tot gefundene 18-Jährige aus Offenburg nicht der Verfasser der ursprünglichen Massakerdrohung war, die alles ins Rollen gebracht hat. Bei dem Schüler wurden keine Indizien für Killerspiele oder Gewalt gefunden. Tsp/AFP

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