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Regimegegner verbrennen Müll auf den Straßen Venezuelas. Sie protestieren gegen die angeblich manipulierte Wahl.

© Samy Schwartz

Mit Töpfen und Kesseln gegen das Wahlergebnis: Massenproteste in Venezuela gegen Maduro

Nachdem der Chávez Nachfolger Nicolás Maduro als Präsident ausgerufen wurde, kam es in Venezuela zu gewaltigen Protesten. Maduro vergleich seine Gegner mit den hasserfüllten Nazis des Zweiten Weltkrieges.

Tausende Venezolaner gingen am Montagabend auf die Straßen, um gegen die aus ihrer Sicht vorzeitige Verkündung des Wahlergebnisses zu protestieren. Als die Chefin der Venezolanischen Wahlbehörde, Tibisay Lucena, Nicolás Maduros Sieg bestätigte und ihn als Präsidenten ausrief, ließ sich die Ruhe nicht mehr bewahren. Henrique Capriles, der Oppositionskandidat, der laut der Wahlbehörde die Präsidentschaftswahl mit 49,07%  gegen 50,6% der Stimmen verlor, rief das Volk zu einem „Cacerolazo“, einem Protestzug bei dem auf Kochtöpfen Lärm gemacht wird, auf. Er erkennt seine Niederlage nicht an und forderte eine genaue Nachzählung der einzelnen Wahlstimmen. In einem Brief hatte Capriles die Wahlbehörde gebeten, mit der Ausrufung Maduros als Sieger zu warten.

Außerdem wandte sich der Regime-Gegner Capriles an Nicolás Maduro persönlich: „Wenn sie sich heute hastig und aus Feigheit als Präsident ausrufen lassen, dann sind Sie ein illegitimer Präsident, und das wird die Welt wissen“, mahnte er am Montag. Als Maduro trotzdem ausgerufen wurde, forderte Capriles seine Wähler zu Protesten auf. „Unsere Töpfe und Kessel sollen in ganz Venezuela zu hören sein, wir wollen sie im Kiez hören. Ich will einen Cacerolazo, der sich auf der ganzen Welt hören lässt“, sagte er während einer Pressekonferenz.

„Betrug!“ schrie die Menschenmenge auf der Straße immer wieder und klopfte auf die leeren Töpfe. In einigen Straßen wurden Mülltüten verbrannt. Die Polizei setzte teilweise Tränengas gegen die Protestanten ein.

Hernique Capriles hatte am selben Tag die Festnahme mehrerer Militärs öffentlich denunziert. Sie hätten verlangt, man solle sich an die Verfassung halten und seien auf Grund dessen festgenommen worden. Bis jetzt, hatte das Chávez-Regime die volle Unterstützung der Militärs gehabt. Ob die Festnahmen, auf die Capriles verwies, tatsächlich stattfanden, wurde bislang nicht geklärt.

Nicolás Maduro machte seinerseits Henrique Capriles für zwei Brandanschläge auf Häuser der Sozialistischen Partei Venezuelas (PSUV) verantwortlich. „Ist dies das Venezuela, das ihr wollt? Ist dies das Venezuela, das du willst, Verliererkandidat?“, wendete sich Maduro an seinen politischen Gegner. „Du bist für diesen Brandanschlag verantwortlich, ich mache Dich dafür verantwortlich. Und wenn es Verletzte oder Tote gibt, bist du dafür verantwortlich“, sagte er. Der Caudillo-Nachfolger rief das Volk zu einem „Kampf für den Frieden“ auf, er kündete Mobilisierungen an, die von Mittwoch bis Freitag stattfinden sollen.

Laut Maduro seien bei den Protesten am Montag neun Polizisten verletzt worden. Bei einer Pressekonferenz verkündete er, es hätten sich Brandanschläge auf Kraftfahrzeuge zugetragen und im Westen des Landes soll ein Angriff auf die Residenz des Gouverneurs Adán Chávez, den Bruder des verstorbenen Hugo Chávez, stattgefunden haben. Er bezeichnete die gestrigen Proteste als „Hassausdrücke, die dem Deutschland der dreißiger und vierziger Jahre ähneln“. Falls seine Gegner weiterhin Straßen blockieren, Barrikaden errichten und Gewalt ausüben würden, warnte er, „werden wir die Situation auswerten und die Ankündigungen machen, die wir machen müssen“. Was genau damit gemeint ist, ist nicht klar.

Venezuela steckt derzeit in einer wirtschaftlichen und sozialen Krise. In diesem Jahr wurde die venezolanische Währung, der Bolívar, schon zum zweiten Mal gegenüber dem Dollar abgewertet. 2012 kamen mehr als 20 000 Menschen bei Gewalttaten um.

In Chile und Argentinien protestierten Regime-Gegner vor den jeweiligen venezolanischen Botschaften. Auch in Berlin wurden Proteste angekündigt.

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