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Maßnahmen gegen die Wirtschaftskrise: Bundestag stimmt zweitem Konjunkturpaket zu

Mit 50 Milliarden gegen die Wirtschaftskrise: Der Bundestag hat am Freitag das zweite Konjunkturpaket der Bundesregierung verabschiedet - das umfangreichste Maßnahmenpaket der Nachkriegszeit.

Das zweite Konjunkturpaket hat im Bundestag die erste parlamentarische Hürde genommen - die entscheidende Abstimmung im Bundesrat ist aber wieder offen. Das Parlament verabschiedete am Freitag das mit 50 Milliarden Euro umfangreichste Konjunkturprogramm der Nachkriegszeit. Der Bundesrat entscheidet nächsten Freitag. Im Grundsatz wollen zwar auch die Oppositionsparteien im Bund das Paket nicht scheitern lassen, weil damit die weltweite Rezession bekämpft werden soll. Sie versuchen aber weiter über ihre Beteiligungen an den Länder-Regierungen Änderungen durchzusetzen.

Die Vertreter der FDP in der baden-württembergischen Regierung ruderten am Freitag wieder zurück, nachdem sie - zum Entsetzen der Bundes-Partei - noch am Donnerstag grünes Licht signalisierten. FDP-Landeschefin Birgit Homburger sagte, die Landespartei werde ihr Abstimmungsverhalten erst festlegen, wenn das Ergebnis der Vorverhandlungen vorliege. FDP-Chef Guido Westerwelle bekräftigte im Bundestag die Forderungen seiner Partei nach einer stärkeren steuerlichen Entlastung der Bürger im Paket und weniger Schulden.

Niedersachsens FDP hatte einen Vermittlungsausschuss ins Gespräch gebracht. Dies dürfte das Paket allerdings bis in den März hinein verzögern. Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU), der in seinem Land eine Koalition aus CDU und FDP führt, appellierte im Bundesrat an die Länder, nach der Einigung in der Föderalismuskommission auf eine Schuldenbremse jetzt auch dem Paket zuzustimmen. Am Donnerstagabend hatten sich Bund und Länder grundsätzlich darauf verständigt, die Neuverschuldung schrittweise bis 2020 auf Null zurückzufahren.

Auch Reform der Kfz-Steuer beschlossen

Im Kern geht es bei dem Konjunkturpaket um Investitionen von Bund, Ländern und Gemeinden in Bildung und Infrastruktur von insgesamt rund 18 Milliarden Euro. Um die steigende Verschuldung durch das Paket mit einem Gesamt-Volumen von 50 Milliarden Euro für 2009 und 2010 zu finanzieren, verabschiedete der Bundestag einen Nachtragshaushalt für 2009. Er sieht knapp 37 Milliarden Euro neue Schulden vor. Damit steigt die gesamte Neuverschuldung für 2009 auf rund 50 Milliarden.

Im Rahmen des Konjunkturpakets beschloss der Bundestag auch eine Reform der Kfz-Steuer. Sie soll für Neuwagen künftig nicht mehr nur nach Hubraum, sondern in erheblichem Maße auch nach dem CO2-Ausstoß berechnet werden. Für Altfahrzeuge bleibt es bei der Besteuerung nach Hubraum. Zudem machte das Parlament durch eine Grundgesetzänderung den Weg frei für eine Übertragung der Einkünfte aus der Kfz-Steuer von den Ländern auf den Bund. Dieser entlastet die Länder im Gegenzug mit jährlich 8,9 Milliarden Euro.

Erster Bundestags-Auftritt des neuen Wirtschaftsministerns

Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) verteidigte bei seinem ersten Bundestags-Auftritt im neuen Amt ebenso wie Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) die hohe Neuverschuldung. Guttenberg räumte ein, dass Grenzen überschritten worden seien. Die Staatsverschuldung steige immens, es gebe Staatsbeteiligungen bei privaten Banken und nun stehe auch noch das Wort von der Enteignung im Raum. Die Menschen dürften aber trotzdem erwarten, dass der Staat eingreife, wenn die "Selbstheilungskräfte des Marktes" nicht mehr funktionierten, weil "sich einige am Marktsystem versündigt haben".

Steinbrück kündigte für die nächsten Tage und Wochen Änderungen am Bankenrettungsschirm Soffin an. Die Regierung werde nicht zulassen, dass weiter öffentliches Geld "in ein großes schwarzes Loch riesigen Ausmaßes" fließe, ohne dass der Staat Einfluss auf die Restrukturierung der Institute nehmen könne.

Westerwelle hielt der Regierung vor: "Die Schulden werden bleiben, aber für die Konjunktur und für die Bürger wird sehr wenig herausspringen." Die USA steckten mehr als ein Drittel ihres Konjunkturprogramms von umgerechnet rund 620 Milliarden Euro in Steuersenkungen. Er bot an, den Eingangssteuersatz nicht nur von 15 auf 14, sondern auf zwölf Prozent zu senken. Grünen-Fraktionsvize Fritz Kuhn warnte, Steuersenkungen führten zu mehr Schulden und Sozialkürzungen. Linksfraktionschef Oskar Lafontaine warf der großen Koalition soziale Ungerechtigkeit vor. (ck/dpa)

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