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Politik: Matthies meint: Heileits vom Sprachmüll (Kommentar)

Man könnte den neuen Duden mit einer aus dem Takt geratenen Polizeitruppe vergleichen. Früher hat er eisern die Richtlinien der Sprache bestimmt und Missbilligung durch strenges Ignorieren zum Ausdruck gebracht.

Man könnte den neuen Duden mit einer aus dem Takt geratenen Polizeitruppe vergleichen. Früher hat er eisern die Richtlinien der Sprache bestimmt und Missbilligung durch strenges Ignorieren zum Ausdruck gebracht. Heute geht es liberaler zu, so, als mache der Schutzmann dem Temposünder ein Angebot: "Sie sind in dieser Tempo-30-Zone 210 gefahren - dürfen wir das als Möglichkeit in die Straßenverkehrsordnung aufnehmen?" Nun ja: Schwere Verletzungen sind durch die Arbeit unserer Wortbuchhalter nicht zu befürchten - aber vielleicht lacht sich irgendjemand tot über den seltsamen Sprachmüll, dem jetzt höherer Segen zuteil wurde? Da ist zum Beispiel der Maschendrahtzaun, eine gottlob längst verklappte Arabeske deutschen Zwerghumors - aufgenommen. Der Warmduscher, in wenigen Wochen abgenutzt, durchgehechelt, ausgespuckt - aufgenommen. Die Teletubbies, abgenudelte TV-Klippschule - aufgenommen. Nur die Namen der 150 Pokemon-Tiere fehlen wohl, aber die nächste Ausgabe kommt bestimmt, nicht wahr? Überraschend ist, dass sogar Worte auftauchen, die es überhaupt nicht gibt: Hat mal jemand das Wort highlighten benutzt? Es gar dekliniert: Ich war gehighlightet worden? Ist jetzt alles erlaubt. Vorschlag: Wir nehmen das Wort an Stelle von "heimleuchten". Und demonstrieren es der Duden-Redaktion.

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