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Bernd Matthies

© Kai-Uwe Heinrich

Matthies meint: Politische Busenwunder - von Kader Loth bis Lafontaine

Miss Penthouse als Frauenbeauftragte: Bernd Matthies über die niedersten Instinkte und den Wahlkampf.

Seufz. Im Grunde hat alles keinen Sinn mehr. Da schuftet man hier im Pointenbergwerk, bis der Witzeabraum Kniehöhe erreicht, es muss doch irgendwo noch eine Goldader zu finden sein, eine satirische Idee, die die Nation in hysterisches Gelächter stürzt, die der bürgerlichen Gesellschaft die Maske vom Gesicht reißt! Und dann kommt die blöde Realität und setzt die Pointe selbst, einfach so.

Also: Die Freie Union der Gabriele Pauli hat ihre Berliner Frauenbeauftragte vorgestellt. Es handelt sich um eine gewisse Kader Loth, die mal „Miss Penthouse“ war, später als notorisches Party-Girl auffiel und 2008 bei den Vorbereitungen für die Gründung einer Detektei – Spezialgebiet: Seitensprünge – gesehen wurde. Sie werde direkt auf die Menschen zugehen und freue sich schon auf die neue Aufgabe, hieß es.

So. Was lernen wir daraus, dass eine junge Partei ein halbsynthetisches Busenwunder auf die Wählerinnen loslässt, statt zunächst ein Wort zur Programmatik zu sagen? Wir lernen daraus, dass Programmatik gegenwärtig ohnehin gleichgültig ist. Staat pleite, Arbeitsplätze weg, Klima im Eimer – da ist es naheliegend, jemanden zu wählen, der genau so doof ist wie man selbst, aber vage Assoziationen an Champagner, VIP-Logen und schmutzigen Sex weckt. Der enttäuschte Bürger kann schließlich verlangen, dass an seine niedersten Instinkte appelliert wird, wenn er sich schon zur Wahl schleppt, nicht wahr?

Die etablierten Parteien bedienen diese Mechanismen etwas stilvoller. Hubertus Heil, der etwas vergessene Generalsekretär der SPD, zieht Seite an Seite mit der „Super-Nanny“ Katharina Saalfrank in den Wahlkampf. Deren Markenzeichen, eine konsequente, aber von gütiger Grundhaltung gebrochene Strenge, soll wohl irgendwie die Sozialdemokratie als solche symbolisieren, die ihren Wählern zwar manchmal Entbehrungen abverlangt, sie aber nie durch Liebesentzug strafen oder gar körperlich züchtigen würde.

Und die anderen Parteien? Die Linke hat in Gestalt von Oskar L. schon ihr politisches Busenwunder, das kann so bleiben. Aber die CDU? Könnte Johann Lafer fragen, ob er nicht ihr Kuchenbeauftragter sein will. Täglich eine Torte für jeden Deutschen! Das wäre mal ein überzeugendes Wahlargument.

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