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Rommy Kirchhoff (Nina Kunzendorf, r) und Karin Berger (Anke Engelke) in «Tödliche Geheimnisse - Jagd in Kapstadt».

© dpa

Matthies meint: "Tödliche Geheimnisse" und die grüne Filterblase

Das Abendprogramm des deutschen Staatsfernsehens ist politisch ziemlich grün gefärbt, meint der Kolumnist. Eine Glosse.

Die Bösen sind immer die Bosse – eiserne Regel im Staatsfernsehen. Sobald da einer auftaucht mit zu engem Anzug und Gelfrisur, ist er auch schuld, Kapitalismus halt. Am heutigen Sonnabend zeigt die ARD den zweiten Teil von „Tödliche Geheimnisse“, und die erste Folge wurde am Donnerstag wiederholt, vollgestopft mit Klischees wie eine Bratwurst; es ist wirklich kein Wunder, dass Deutschland immer wissenschafts- und wirtschaftsfeindlicher wird, wenn die Drehbücher sich allesamt lesen, als hätte ein Schreibroboter das Greenpeace-Archiv runtergeschluckt.

Die Story: Die böse Hexe, Chefin eines globalen Monsanto-Klons, wohnhaft im Schinkel-Schloss, vergiftet die Welt mit Glyphosat, das hier „Pancosal“ heißt; der Whistleblower, dessen Frau am Pancosal-Krebs dahinsiecht, wird verschleppt, ein Aktivist stirbt und die Chefredakteurin, die von einem schmierigen Verlagsmann drangsaliert wird, ist eine Heulsuse – von Anke Engelke absolut kongenial verkörpert. Und die gierigen Bosse und ihre Spin Doctors fügen in jeden zweiten Satz die Wörter „Shareholder Value“ ein, damit es auch der Dümmste kapiert.

Das kann den Gebührenzahler nicht überraschen

In dichter Folge pflückt das Drehbuch die Blumen des Bösen ab, schreckt nicht einmal zurück vor der Uraltklamotte mit den angeblichen Bauernselbstmorden in Indien wg. Monsanto (dazu mehr bei www.kopp-verlag.de), und auf dem USB-Stick, dem alle hinterherrennen, liegen, ausgerechnet, die Beweise für die Bosheit des TTIP-Abkommens.

Nein: Es hat nichts mit der Freiheit fiktiver Stoffe zu tun, dass seit Jahrzehnten in solchen öffentlich-rechtlichen Gaga-Dramen der Boss immer der Mörder ist. Das liegt an den Zwangsvorstellungen einer Szene, die es sich in ihrer grünlichen Filterblase gemütlich gemacht hat. Das einzig Neue der neueren Filme besteht darin, dass die Journalisten nicht mehr bis zum Happy End durchhalten, sondern als bestechliche Weicheier scheitern: Die Chefredakteurin grillt die Beweise in der Mikrowelle, der Raubtierkapitalismus siegt final.

Heute Abend geht es in Afrika weiter. Klar: Der Kontinent ist für die Konzerne ein Freilichtzoo für Medizinexperimente, das kann den deutschen Gebührenzahler nicht überraschen. Und üble, üble Gene kommen sicher auch vor.

Und es gibt immer neue Stoffe! Seien Sie schon jetzt gespannt auf den ARD-Weihnachtsdreiteiler „Die Stickoxidmorde“ mit Mario Adorf als Martin Winterkorn, Maria Furtwängler als rasender Reporterin, Ferdinand Dudenhöffer als Ferdinand Dudenhöffer und Heino Ferch als Harnstofftank. Ein Straßenfeger, Grimme-Preis garantiert.

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