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Die Magdeburger Gartenpartei will mit ihren Pflanzen einfach nur in Ruhe gelassen werden.

© Kitty Kleist-Heinrich

Matthies meint: Wir distanzieren uns ausdrücklich von allem

Wer das Glück hatte, den TV-Werbespot der Magdeburger Gartenpartei sehen zu dürfen, wird beeindruckt sein: Da argumentieren Menschen, die in sich selbst und ihrem Garten ruhen. Eine Glosse.

Stünde der Wahl-O–Mat zur Wahl, hätte er einen Sitz im Bundestag sicher. Denn schon Millionen Menschen haben ihn befragt in der Hoffnung auf eine irgendwie passende Partei – und waren am Ende erschreckt über ihre unerwartete Nähe zur AfD oder zur Trotzkistischen Internationale. „Der Wahl-O-Mat sagt zwar A, aber ich wähle vielleicht doch lieber B oder C, oder auch nicht“ ist eine viel genutzte Wendung dieser Tage.

Dabei unterschlägt der populäre Internet-Helfer sogar eine wichtige Partei, die sich nicht zu ihren programmatischen Zielen äußern wollte und deshalb nicht ins System gepasst hat: die Magdeburger Gartenpartei. Wer das Glück hatte, den TV-Werbespot sehen zu dürfen, der wird beeindruckt sein: Da argumentieren bürgerliche Menschen, die in sich selbst und ihrem Garten ruhen, bar jeder extremistischen Neigung, der eine oder andere sogar promoviert. Sie wollen mit ihren Dahlien einfach in Ruhe gelassen werden.

Die Gartenpartei will keine Protestpartei sein

Im Internet findet sich sogar eine Art Präambel, die in ihrer Deutlichkeit einmalig sein dürfte im deutschen Parteiensystem, die oberwitzige „Partei“ mal ausgenommen: „Wir wünschen in keine der bekannten politischen Strömungen eingeordnet zu werden und distanzieren uns ausdrücklich von diesen.“ Das ist natürlich ein Wort von einer Gruppe, die im Widerstand gegen das Aus für 162 Magdeburger Kleingärten entstanden ist. Keine der bekannten politischen Strömungen? Das klingt wie „keine der bekannten Farben“, wo soll da Platz sein? Nun ja: Vieles klingt dann doch irgendwie bekannt wie das Eintreten für den Diesel und gegen noch mehr Windräder, manches ist sehr regionalspezifisch wie der Kampf gegen das offenbar drohende Betretungsverbot für die Elbufer, und manches wirkt eigenartig: „Die Eisenbahn kann die erforderlichen Funktionen im Rahmen der Landesverteidigung nur unter zentraler staatlicher Führung wahrnehmen.“

Ups. Na, jedenfalls will die MGP keine Protestpartei sein, weil sie findet, dass Proteste nichts bewirken: „Es hilft hier nur der Einzug in die Parlamente.“ Möglich, dass der Wähler ein so kompromissloses Eintreten für die Demokratie belohnt und die Magdeburger in den Bundestag wählt, wo sie dann den Kleingarten als Keimzelle des neuen grünen Deutschlands definieren und eventuell auch noch ein paar Worte zur Zukunft des Kindergartens finden.

Unwahrscheinlich? Schon. Aber bevor Sie ihre Stimme für irgendeine trotzkistische Sekte wegschmeißen …

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