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Michail Chodorkowski bei seinem Besuch im Berliner Mauermuseum vor der Vitrine, in der seine Jacke ausgestellt ist, die er vor zehn Jahren bei seiner Verhaftung trug. Neben ihm Museumschefin Alexandra Hildebrandt.

© dpa

Mauermuseum: Ort mit starker Symbolkraft - und nicht unumstritten

Nicht in einem großen Saal, nicht in der Bundespressekonferenz – in der Enge des Mauermuseums am Checkpoint Charlie gab Michail Chodorkowski seine erste Pressekonferenz. Warum an diesem Ort?

Eigentlich braucht es keine Schlagzeilen und keine Werbung mehr: Das Mauermuseum im Haus am Checkpoint Charlie gehört zu den Selbstläufern unter Berlins Museen. 2013 ist es exakt 50 Jahre alt. Auch im Jubiläumsjahr strömten wieder mehr als eine Million Touristen durch die Eingangstüren unter den Flaggen der Alliierten. Damit ist das am 14. Juni 1963 von Rainer Hildebrandt eröffnete Haus fast so populär wie das Pergamonmuseum – und ein Hotspot des Mauertourismus. Die Besucherzahlen der offiziellen Mauergedenkstätte an der Bernauer Straße sind bislang noch geringer.

Die meisten Gäste drängeln sich vor den Schautafeln zu geglückten Fluchtversuchen aus der DDR, teils dokumentiert mit Erinnerungstücken wie einem Leichtflugzeug, Mini-U-Boot oder präparierten Beifahrersitzen, in denen sich Menschen versteckten. Doch in den hinteren Räumen gibt es auch eine Ausstellung zum Kampf für die Menschenrechte. Dort ist seit zwei Jahren auch Michail Chodorkowski eine Ecke gewidmet. Bilder zeigen ihn während des Prozesses in einem Käfig. In einer Vitrine liegt seine Jacke, die er trug, als er 2003 verhaftet wurde, daneben Seiten aus dem handgeschriebenen Entwurf seines Schlussplädoyers.

Deshalb hätten Chodorkowskis Mutter und sein Sohn bereits mehrfach ihr Haus besucht, erzählt Alexandra Hildebrandt, die 54-jährige Museumschefin und Frau des 2003 mit 89 Jahren verstorbenen Gründers Rainer Hildebrandt. Der Wunsch des einst reichsten Mannes von Russland, bei ihr vor die Weltöffentlichkeit zu treten, hat sie aber dennoch überrascht. Chodorkowski antwortete auf die Frage, warum er das Mauermuseum gewählt habe: „Es ist eine Stätte, die mir seinerzeit, als ich ins Gefängnis kam, sehr geholfen hat. Ich wollte hier keine politisch Rede halten, sondern mich bedanken.“

Dass Chodorkowski das Mauermuseum auserkor, löst im Senat wohl keine große Freude aus. Denn trotz ihrer Popularität wird die Schau von Museumsprofis als „unübersichtlich, schlecht aufgearbeitet und ideologisch überhöht“ kritisiert. Einen wissenschaftlichen Beirat hat Alexandra Hildebrandt stets abgelehnt. Sie gilt als „extrem misstrauisch“, versteht sich als Bewahrerin des Lebenswerks ihres Mannes: Ein Vermächtnis, in dem nichts verändert werden darf. mit dpa

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