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Politik: Maul- und Klauenseuche: Die Seuche als Wahlkampfhelfer für Tony Blair

Ohne die neue Brille, aber in staatsmännischer Pose stellte sich Tony Blair am Donnerstag in London der Presse und erklärte die Maul- und Klauenseuche (MKS) für praktisch unter Kontrolle. "Ab heute wird es keine neuen Scheiterhaufen mehr geben", sagte Blair.

Ohne die neue Brille, aber in staatsmännischer Pose stellte sich Tony Blair am Donnerstag in London der Presse und erklärte die Maul- und Klauenseuche (MKS) für praktisch unter Kontrolle. "Ab heute wird es keine neuen Scheiterhaufen mehr geben", sagte Blair. Er mahnte die Bauern zu weiterer Wachsamkeit, warnte das Land davor, sich in falscher Sicherheit zu wiegen und dankte den Bauern, den Agrarbürokraten und der Armee für ihren Einsatz - "die größte logistische Herausforderung für unsere Armee in Friedenszeiten, größer als der Golfkrieg". Die Rückstände bei der Schlachtung und Beseitigung der Tiere seien praktisch aufgearbeitet. Insbesondere die ausländische Presse könne nun berichten, dass Großbritannien für Besucher geöffnet sei.

Aber die geladenen Journalisten erfuhren nichts, was sie nicht schon gewusst hätten. 2,5 Millionen Tiere wurden geschlachtet. Aber seit der wunderbaren Auferstehung und Begnadigung des Charollais-Kalbs Phoenix aus einem Kadaverhaufen in Membury, Devon, ist MKS für die Labour-Regierung "Good News Management". Mit der Pressekonferenz hat Blair den symbolischen Schlussstrich unter die Kadaverberge und Scheiterhaufen gezogen und den Weg für die lang erwartete Parlamentsauflösung und den Beginn des Wahlkampfs freigemacht - vermutlich bereits in der nächsten Woche.

Damit scheint Blairs Pokerspiel aufgegangen zu sein. Seine Entscheidung, die ursprünglich für den Mai geplante Unterhauswahl aufzuschieben und die MKS zur Chefsache zu erklären, hat nicht nur sein Bild als erfolgreicher Krisenmanager gefestigt, sondern ihm auch erlaubt, sich in präsidialer Haltung über das Parteiengezänk zu erheben. Für die Agrarlobby ist Blair vom Buhmann zum konstruktiven Partner geworden. Nun müsse die Arbeit an der Sanierung der Landwirtschaft beginnen, die "rational und nachhaltig" strukturiert werden müsse, sagte der Premier. Auch die Tageszeitung "Sun" bescheinigt ihm den Erfolg: Wäre auf dem Höhepunkt der Krise gewählt worden, so ihre Umfragen, hätte Labour seinen riesigen Vorsprung von Parlamentssitzen sogar noch ausgebaut. So prophezeit sie nun nach der Keulung der Schafe und Rinder "ein Massaker" der Tory-Opposition.

Matthias Thibaut

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