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Politik: Mehr als 12 000 Ärzte im Ausstand

Berlin - Hartmut Möllring setzt auf stur. Er halte die Ärztestreiks noch einige Zeit aus, sagt der Vorsitzende der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) ungerührt – und verweigert ein neues Angebot.

Berlin - Hartmut Möllring setzt auf stur. Er halte die Ärztestreiks noch einige Zeit aus, sagt der Vorsitzende der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) ungerührt – und verweigert ein neues Angebot. Offenbar spricht der CDU-Politiker aber nur für sich. Den Unikliniken geht der Tarifkonflikt zunehmend an die Substanz.

So musste die Uniklinik Düsseldorf bereits Millionenkredite aufnehmen, um die Maigehälter für 6000 Beschäftigte zahlen zu können. Wegen der Streiks habe man mehr als zehn Millionen Euro verloren, klagt der kaufmännische Direktor Roland Grabiak. Und angesichts der jetzt nochmals ausgeweiteten Streiks fürchtet er, dass der bereits angekündigte Abbau von 200 Stellen nicht reichen wird. Die Beschäftigten müssten sich nun auf betriebsbedingte Kündigungen einstellen, sagte Grabiak der „Rheinischen Post“.

Von anderen Unikliniken war schon vor Wochen ähnliches Jammern zu vernehmen. Dabei hatten die Streiks ihren Höchststand noch gar nicht erreicht. Neuer Teilnehmerrekord vermeldete der Marburger Bund am Montag: 12 300 Mediziner befänden sich an 39 Standorten im Ausstand. Und der soll nun erstmals eine ganze Woche dauern. Das hat es in diesem Tarifkonflikt und in der Geschichte der Bundesrepublik noch nicht gegeben.

In Baden-Württemberg sind sogar zwei Wochen am Stück angesetzt, und das mag auch einer der Gründe dafür sein, dass sich Finanzminister Gerhard Stratthaus (CDU) schon am Dienstag zu separaten Verhandlungen mit dem Marburger Bund (MB) trifft. Trotz des Drucks der TdL, die solche Extrawürste gar nicht gerne sieht. Auch Bayern, so ist zu hören, scharre trotz klarer Absage an Einzelverhandlungen bereits hörbar mit den Hufen.

Möllrings Vermutung, dass die Ärzte den Streik aus finanziellen Gründen nicht mehr lange aushielten, sei das „Pfeifen der Verängstigten im Walde“, sagte MB-Sprecher Athanasios Drougias dem Tagesspiegel. Zwar sei die Streikkasse nicht so prall gefüllt wie die der IG Metall, und Streikgeld könne man auch nicht zahlen. Aber dies sei von vornherein klar gewesen. „Wenn unsere Ärzte ihre millionenfachen Überstunden nicht mehr leisten, haben sie praktisch keinen Verdienstausfall.“ Der Verband halte die Streiks noch monatelang durch.

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