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Der frühere griechische Finanzminister Yanis Varoufakis

© Reuters/Jean-Paul Pelissier

Yanis Varoufakis: "Meine Worte haben die deutsche Öffentlichkeit nie erreicht"

Die Medien hätten ihn immer als gefährlichen Dummkopf und Verrückten dargestellt, sagt der ehemalige griechische Finanzminister im Interview mit ZEITmagazin und ZEITonline. Dabei fühlt sich Yanis Varoufakis den Deutschen sehr verbunden.

Der frühere griechische Finanzminister Yanis Varoufakis sieht sich selbst als Opfer einer gezielten Diskreditierung durch die Medien. "Man wollte nicht, dass ich gehört werde. Ich wurde als gefährlicher Dummkopf dargestellt", sagte der 54-Jährige im Gespräch mit dem ZEITmagazin und ZEIT Online.

"Ich bin ein Außenseiter. Aber manchmal können nur Außenseiter wirklich erkennen, was schiefläuft, weil sie den nötigen Abstand haben", sagte Varoufakis weiter. Er bedauerte, dass es ihm nicht gelungen sei, der deutschen Bevölkerung seine enge Verbundenheit zu Deutschland zu vermitteln. "Die Medien haben mich von Anfang an als diesen Verrückten hingestellt, der den Deutschen ans Geld will. Meine Worte haben die deutsche Öffentlichkeit nie erreicht", sagte er. "Das ist für mich eine der größten Enttäuschungen meiner Amtszeit."

Deutschland habe ihn in seiner Jugend geprägt. "Während der griechischen Militärdiktatur bin ich praktisch mit dem Radioprogramm der Deutschen Welle aufgewachsen. Das war eine Stimme der Freiheit", sagte Varoufakis. Für seine Eltern sei Deutschland so etwas wie eine spirituelle Heimat gewesen. Seine Mutter hatte eine Ausbildung zur Deutschlehrerin abgeschlossen.

In den siebziger Jahren habe die Familie die Sommermonate regelmäßig in den deutschen und österreichischen Alpen verbracht. "Es gibt noch einen Familienfilm, in dem ich mit Freunden fließend deutsch spreche", sagte Varoufakis. Bis heute schwärme er für deutsche Musik, Nina Hagen sei die Heldin seiner Jugend gewesen.

In dem Gespräch greift Varoufakis auch die Euro-Gruppe scharf an: „Die Währungsunion wird von einem undurchsichtigen Gremium regiert, das niemandem Rechenschaft schuldig ist und dessen Sitzungen nicht protokolliert werden. Meiner Ansicht nach ist das ein Anschlag auf die Demokratie", sagte er. "Es ist ein Desaster, was Europa in dieser Runde angetan wird.“

Die ersten Tage seiner Amtszeit als Minister Anfang 2015 beschreibt Varoufakis als chaotisch. "Wir hatten noch nicht einmal Geld für Toilettenpapier. Als ich Minister wurde, bin ich in ein praktisch leeres Ministerium gezogen", sagte er. "In meinem Stockwerk – da waren nur ich und mein Laptop.“ Offensichtlich hätten seine Vorgänger alle Computer mitgenommen. „Es hat mich eine halbe Stunde gekostet, eine Internetverbindung in meinem Büro zu installieren.“

Seit seinem Rücktritt im Juli hat Varoufakis immer wieder Interviews gegeben und dabei mitunter für Schlagzeilen gesorgt.

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