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Politik: Mensch, er ärgert sich doch

Von Markus Feldenkirchen Doris Schröder-Köpf hat vor kurzem ein Buch veröffentlicht, das den Titel „Der Kanzler wohnt im Swimmingpool“ trägt. Würde das stimmen, hätte der „Stern“ in seiner jüngsten Ausgabe vielleicht eine angemessene Kanzlerdarstellung auf den Titel gehoben.

Von Markus Feldenkirchen

Doris Schröder-Köpf hat vor kurzem ein Buch veröffentlicht, das den Titel „Der Kanzler wohnt im Swimmingpool“ trägt. Würde das stimmen, hätte der „Stern“ in seiner jüngsten Ausgabe vielleicht eine angemessene Kanzlerdarstellung auf den Titel gehoben. Aber Schröder wohnt im Kanzleramt, und da läuft er nicht so herum, wie er auf der ersten Seite steht: nur bedeckt von einem rot-grünen Feigenblatt. Das soll zum Titel passen: „Die nackte Wahrheit. Kann Schröder noch gewinnen?“

Ein Tabubruch, hallt es nun durch Land und Kanzleramt. Schröders Sprecher Uwe-Karsten Heye fühlt sich gar an die „verächtlichen Abbildungen“ von demokratischen Institutionen und Persönlichkeiten in der Weimarer Republik erinnert. „Humorlos“ nennt Vize-Chefredakteur Hans-Ulrich Jörges die Kritik und rät zu einer „gelassenen Haltung". Das ist leicht gesagt. Immerhin kann man gerade den Eindruck gewinnen, dass es ein bisschen zu viel wird: Die Medien- und Werberepublik wirkt von Kopf bis Fuß auf Schröder eingestellt.

Wochenlang ist ja auch schon über seine Haare geredet worden. Frau Doris soll ihn zur Klage gegen die Nachrichtenagentur ddp gedrängt haben. Am Freitag fiel das Urteil: Dass Schröder seine Schläfen töne, sei eine „unzutreffende Tatsachenbehauptung“, die den Kanzler „in seinem allgemeinen Persönlichkeitsrecht verletze“, befand das Hanseatische Oberlandesgericht.

Das ist ein Sieg auf halber Linie. Denn seine Imageberater hatten Schröder früh davor gewarnt, die Haar-Klage hinterlasse beim Bürger den Eindruck: Der Kanzler kümmert sich um die falschen Probleme. Und die Verlängerung der Posse hat jetzt auch noch begonnen. „Mensch ärgere Dich nicht“, wird Schröder von einer Haarpflegefirma am Freitag in großen Zeitungsanzeigen getröstet. Darunter ein Kanzler-Foto mit pumuckelrot gefärbtem Schopf und dem Spruch: „Hauptsache volles Haar, Gerhard!“ Einige Genossen, die solche Kanzler-Späße in Zeiten des Wahlkampfs für schädlich halten, spotteten am Freitag nun ihrerseits: „Wenn wenigstens die Haare rot wären."

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