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Jahrhundert-Hochwasser: Merkel plant Besuch deutscher Katastrophenregionen

Das Hochwasser hat weite Teile Ost- und Süddeutschlands in Katastrophengebiete verwandelt. Zehntausende müssen ihre Häuser verlassen. Angela Merkel plant einen Besuch der betroffenen Regionen.

Von Antje Sirleschtov

Berlin - Das Hochwasser hat weite Teile Süd- und Ostdeutschlands in Katastrophenregionen verwandelt. Im bayerischen Passau wurde am Montag ein neuer Hochwasser-Rekord gemessen: Der Pegel überschritt die Marke von 12,20 Metern aus dem Jahr 1954; ein höherer Wert ist nur aus dem Jahr 1501 überliefert. Die Passauer Altstadt und andere Teile des Zentrums der Dreiflüssestadt sind überflutet. In etlichen Städten und Landkreisen in Bayern, Thüringen und Sachsen galt Katastrophenalarm. Straßen und Autobahnen waren unbefahrbar, der Bahnverkehr beeinträchtigt.

Zehntausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Auch in Österreich und Tschechien hat das Hochwasser enorme Schäden angerichtet und Menschen getötet. In Dresden wurde ein Pegelstand von bis zu neun Metern erwartet – fast so viel wie bei der Jahrhundertflut im August 2002 (9,40 Meter). In Grimma stand das Wasser der Mulde meterhoch in der Altstadt, die nur noch mit Schlauchbooten befahrbar ist. Auch in Brandenburg sind entgegen den Erwartungen der Behörden vom Wochenende die Pegel an Schwarzer Elster und Spree deutlich schneller als erwartet gestiegen: Seit Montag gilt die Alarmstufe III, wird auf den Deichen patrouilliert. Aus der Spree-Talsperre Spremberg wird deutlich mehr Wasser abgelassen als sonst. Das Spree-Wasser ist mit Eisenhydroxid verseucht – was die „rostbraune“ Färbung auslöst – und fließt jetzt ungehindert in Richtung Spreewald.

Nach Angaben des Bundesinnenministeriums waren in den Überflutungsgebieten insgesamt 1800 Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) im Einsatz, außerdem halfen 500 Bundespolizisten. Zudem wurden 1760 Soldaten mobilisiert.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stellte den Opfern des Hochwassers Hilfe in Aussicht. „Der Bund wird auch schauen, was wir helfen können, genauso wie die Länder“, sagte Merkel am Montag in Berlin. Die Kanzlerin will sich am Dienstag einen Eindruck über die Lage verschaffen und in die betroffenen Regionen reisen. Ihr Sprecher Steffen Seibert wies Vermutungen zurück, Merkel begebe sich allein aus wahlkampftaktischen Gründen in die Flutgebiete. Es sei „selbstverständlich“, dass sich die Kanzlerin ein eigenes Bild mache, sagte er. Die Bundesregierung habe inzwischen einen Krisenstab der Parlamentarischen Staatssekretäre aller betroffenen Ministerien gegründet, der ab Dienstag unregelmäßig tage. SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück sprach von „alarmierenden Bildern aus den Hochwassergebieten“. Als „Rheinanwohner, der früher ein paar Mal das Wasser meterhoch im Keller hatte“, könne er die Belastungen und Nöte aller Betroffenen nur zu gut verstehen. „Ich hoffe, die Anwohner bekommen die Hilfe, die sie brauchen, und finden die Kraft, um mit den Folgen der Katastrophe fertig zu werden“, teilte Steinbrück mit.

Im Hochwasserschutz ist aus Sicht der Umweltstiftung WWF in den vergangenen zehn Jahren viel getan, aber noch zu wenig erreicht worden. Das Hochwasserrisiko werde insgesamt nicht kleiner, sondern eher steigen, sagte der WWF-Experte Georg Rast am Montag. mit dpa

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