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Mexiko: Calderón - Der Saubermann

Um Proteste bei seiner Einsetzung als Präsident von Mexiko zu umgehen, ließ sich Felipe Calderón einen Trick einfallen. Im Wahlkampf warb er mit dem Image des Saubermanns, das in seinem Land viele Wähler überzeugte.

Mexiko-Stadt - Bei einer in der Geschichte Mexikos einmaligen Zeremonie bekam er bereits um Mitternacht von seinem Vorgänger Vicente Fox eine mexikanische Flagge überreicht und sang die Nationalhymne. Anwesend waren bei der Zeremonie nur einige seiner Minister, Soldaten und Journalisten - aber keine oppositionellen Abgeordneten und Anhänger des Wahlverlierers Manuel López Obrador. Die hatten sich am Dienstag im Parlament eine Prügelei mit Mitgliedern von Calderóns rechtskatholischer Partei der Nationalen Aktion (Pan) geliefert.

Abgeordnete beider Parteien kampierten seitdem auch nachts im Parlament - die einen, um Calderóns Amtseinführung sicher zu stellen, die anderen, um sie zu verhindern. Ins Parlament sollte sich Calderón trotzdem noch begeben, um dort gemäß der Verfassung in sein Amt eingeführt zu werden.

Neuer Präsident hält am Kurs seines Vorgängers fest

Der konservative neue Präsident will am Kurs von Liberalisierung, Privatisierung und Globalisierung festhalten, den sein Vorgänger Fox eingeschlagen hat. Damit setzte er sich schon im Wahlkampf klar von López Obrador ab, der sich die Bekämpfung der Armut auf die Fahnen geschrieben hatte. Für López Obrador war Calderón der Kandidat der Reichen und der Eliten. Der strenggläubige Katholik Calderón schaffte es jedoch, in den Wochen vor den Wahlen einen großen Rückstand in den Umfragen auf López Obrador wettzumachen. "Ich bin wie ein gutes Pferd. Je höher die Hindernisse, desto höher springe ich, und ich schaffe sie alle", sagt der Vollblutpolitiker von sich.

Zum Schluss wurde es ein Nervenkrieg mit Straßenprotesten der Linken und einer sich wochenlang hinziehenden Entscheidung des Wahlgerichts in Mexiko-Stadt. Jetzt muss Calderón das Kunststück vollbringen, das gespaltene Land zu einen. Die von seinem Rivalen angezettelten Straßenproteste in der Hauptstadt, die nach Angaben von Geschäftsleuten der mexikanischen Wirtschaft schon jetzt Millionenverluste eintrugen, sind ein erster Vorgeschmack. Vergangene Woche ließ sich López Obrador auch noch zum "rechtmäßigen Präsidenten" Mexikos ausrufen und kündigte die Bildung einer "Regierung des zivilen Widerstandes" an.

Familie Calderón ist erfolgreich in der Politik

Der dreifache Vater Calderón fand früh seinen Weg in die Politik. Schon mit acht Jahren verfasste und verteilte er politische Traktate. Mit 18 Jahren trat er in die von seinem Vater mitbegründete Pan-Partei ein, um gegen die seit 1929 autoritär regierende Pri-Partei Politik zu machen. 33-jährig stieg Calderón zum Pan-Generalsekretär auf, drei Jahre später wurde er Parteivorsitzender (1996-1999). Ein Studien-Intermezzo in Harvard folgte.

Seine Erfolge erkämpfte sich Calderón oft aus wenig aussichtsreicher Position oder gegen den Willen der Vorderen. In seiner Partei trägt er daher den Spitznamen "unfolgsames Kind". Pan-Chef Carlos Castillo Peraza wollte 1996 einen anderen als Nachfolger. Es wurde Calderón. Präsident Fox hatte eigentlich seinen Innenminister Santiago Creel als Thronfolger auserkoren. Wieder setzte sich Calderón durch. (tso/AFP)

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