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Migranten in einem libyschen Haftzentrum in der Nähe von Tripolis.

© Hani Amara/Reuters

Migrationspolitik: UN fliegen Flüchtlinge aus Libyen aus

Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen will in diesem Jahr bis zu 10000 besonders gefährdete Flüchtlinge aus dem unsicheren Libyen herausholen.

Diejenigen, die dabei waren, sprachen von einem historischen Tag. Im Dezember wurden erstmals Flüchtlinge aus Libyen nach Italien geflogen. Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) hatte 162 besonders gefährdete Flüchtlinge ausgewählt und die Rettungsaktion organisiert, sie wurden am Flughafen in Italien vom Innenminister und vom Vorsitzenden der Bischofskonferenz empfangen. Am Sonntag soll der nächste Flug nach Italien starten. „Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es derzeit für Flüchtlinge in Libyen nicht sicher ist“, sagte Roberto Mignone, Leiter der UNHCR-Mission in Libyen, am Montag in Berlin. „Deswegen wollen wir so viele wie möglich aus dem Land herausholen.“ Das UN-Flüchtlingshilfswerk plane, in diesem Jahr 5000 bis 10000 besonders gefährdete Flüchtlinge aus Libyen auszufliegen.

Im vergangenen Jahr hatten Berichte über die verheerenden Zustände in libyschen Flüchtlingslagern weltweit Schlagzeilen gemacht. Offiziell ist in Libyen nicht von Lagern die Rede, sondern von „Haftzentren“. Dorthin werden diejenigen gebracht, die von der libyschen Küstenwache in überfüllten Booten auf dem Mittelmeer aufgegriffen wurden. Zu den meisten dieser Zentren hat das UNHCR offenbar Zugang. Die UN-Mitarbeiter suchen dort unter Tausenden Migranten nach denjenigen, die vor Krieg oder politischer Verfolgung geflohen sind. Für jeden einzelnen von ihnen schreibt Mignone einen Brief an die libyschen Behörden mit der Bitte um Entlassung aus der Haft.

Mehr als 1400 Asylsuchende und Flüchtlinge kamen auf diesem Weg im vergangenen Jahr wieder frei. Sie stammen vor allem aus Eritrea, Somalia, Äthiopien, dem Jemen oder dem Südsudan. Seit November vergangenen Jahres hat das UNHCR insgesamt 523 von ihnen aus Libyen ausgeflogen, die meisten wurden zunächst in ein Transitzentrum im benachbarten Niger gebracht. Anders als im unsicheren Libyen können dort Vertreter möglicher Aufnahmeländer Gespräche mit den Asylsuchenden führen. Für diese Rettungsaktion wählen die Helfer besonders gefährdete Flüchtlinge aus: Kinder, allein reisende Frauen, Familien, alte Menschen und Traumatisierte.

Deutschland hat Aufnahme von 300 Flüchtlingen zugesagt

Wie viele Flüchtlinge auf diesem Weg aus dem instabilen Libyen herausgeholt werden können, hängt besonders davon ab, wie viele Aufnahmeplätze von einzelnen Ländern angeboten werden. „Deutschland wird mindestens 300 Flüchtlinge aufnehmen“, sagte Mignone.

Seit Jahresanfang und bis zum vergangenen Donnerstag sind etwa 2700 Menschen von Libyen aus per Boot nach Italien gekommen. Die Zahl der Migranten, die diesen Weg wählen, sank schon 2017 deutlich, ein Zeichen für geänderte Fluchtrouten.

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