zum Hauptinhalt

Militärbündnis: Rasmussen setzt Nato neue Ziele

Drei Wochen vor den Wahlen in Afghanistan hat sich der neue Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen für Gespräche mit gemäßigten Taliban ausgesprochen und zu einem entschlossenen Vorgehen aufgefordert.

Brüssel/Paris - Die Nato-Truppen müssten verhindern, dass das Land wieder zu einer „Drehscheibe des internationalen Terrorismus“ werde, sagte er am Montag bei seinem ersten Auftritt als Nato-Chef in Brüssel.

Die Nato werde das afghanische Volk so lange wie nötig unterstützen, sagte der frühere dänische Regierungschef. Er hoffe jedoch, dass die Nato im Laufe seiner vierjährigen Amtszeit den Afghanen so weit helfen könne, dass sie die Verantwortung für die Sicherheit im Land selbst übernehmen könnten.

Auch Frankreichs Außenminister Bernard Kouchner sprach sich für weitere Gespräche mit den Taliban aus. „Selbstverständlich muss man mit ihnen verhandeln, auf jeden Fall mit denen, die bereit sind, die Waffen niederzulegen“, sagte Kouchner der Pariser Zeitung „Le Figaro“. Derartige Verhandlungen seien jedoch nicht Sache der Verbündeten, sondern Aufgabe der „gewählten afghanischen Vertreter“. Er forderte eine „koordinierte Haltung“ der Alliierten. „Nichts wäre Schlimmer als Alleingänge“, warnte er. Es gebe „zwei Sorten“ von Taliban, führte Kouchner aus. Die einen hätten „Respekt vor einer gewissen Anzahl von Regeln“. Mit ihnen sei ein Frieden möglich und sie könnten auch einer legalen Regierung angehören. Die anderen, die den „globalen Dschihad“ befürworteten, wollten keine Verhandlungen.

Der Tod des 22-jährigen Marineinfanteristen Anthony Bodin, des 29. seit 2001 in Afghanistan gefallenen französischen Soldaten, der am Wochenende in der Provinz Kapsia 70 Kilometer nordöstlich von der Hauptstadt Kabul von Taliban erschossen wurde, hat erneut Fragen nach der alliierten Strategie in Afghanistan aufgeworfen. Präsident Nicolas Sarkozy betonte zwar die Entschlossenheit Frankreichs, weiter „an der Seite des afghanischen Volkes“ zu kämpfen. Angesichts des zunehmenden Terrors vor den afghanischen Wahlen am 20.August wachsen jedoch die Zweifel am Sinn der Intervention.

Neben der Stabilisierung Afghanistans nannte Nato-Generalsekretär Rasmussen am Montag zudem die Verbesserung der angespannten Beziehungen zu Russland und den Dialog mit der islamischen Welt im Mittelmeerraum als Herausforderungen. „Ich möchte, dass die Nato ihr volles Potenzial als Säule der globalen Sicherheit voll ausnützt“, fasste der Nachfolger des Niederländers Jaap de Hoop Scheffer zusammen. „Es gibt grundlegende Bereiche, in denen wir nicht übereinstimmen, aber das darf nicht unser ganzes Verhältnis vergiften“, sagte Rasmussen mit Blick auf Russland. Es sei eine wichtige Aufgabe, Russland zu überzeugen, dass die Nato kein Feind sei. Hintergrund ist unter anderem ein schwelender Konflikt mit Moskau um den von Georgien und der Ukraine angestrebten Nato-Beitritt.

Rasmussens dritte Priorität liegt in der Verbesserung der Beziehungen zu den islamischen Ländern im Mittelmeerraum. Dazu will er etwa Treffen mit Vertretern des sogenannten Mittelmeerdialogs einberufen. An dieser Partnerschaft beteiligen sich alle Nato-Länder, Israel und sechs arabische Staaten. „Ich will persönlich in einen Dialog mit allen Partnern treten und ihre Meinung hören“, sagte der Däne. Rasmussens Berufung an die Nato-Spitze hatte sich lange die Türkei widersetzt, vor allem wegen seiner Haltung im Streit um die in einer dänischen Zeitung veröffentlichten Mohammed-Karikaturen. Hans-Hagen Bremer/dpa/afp

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false