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Militärputsch: Unheimliche Ruhe in Bangkok

Am Tag nach dem Putsch ist das sonst quirlige Leben in Thailands Hauptstadt Bangkok einer seltsamen Stimmung gewichen.

Bangkok - Zur "schnellen Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung" haben die Putschisten um Armeechef Sonthi Boonyaratglin den Mittwoch zum nationalen Feiertag erklärt. Studenten und Arbeiter bleiben nach einer Nacht voller Unsicherheit und Furcht größtenteils zu Hause. Andere Bewohner begeben sich, von Neugierde getrieben, auf die Straßen, wo Stunden zuvor noch Panzerketten rasselten. Viele von ihnen schießen mit ihren Handys Fotos von den Panzerfahrzeugen, einige überreichen den Soldaten Blumen und danken den Streitkräften, dass sie "Korruption und nationaler Zwietracht" ein Ende setzen wollen.

Reungchai Chanarong, ein 51-jähriger Händler, ist aus der Provinz ins Stadtzentrum gekommen. "Ich will das aus der Nähe mitverfolgen", sagt er und stopft vier Zeitungen in seine Plastiktüte. In großen Lettern verkünden diese die Nachricht vom Staatsstreich. "Das Land befindet sich in einer schwierigen Lage", fügt er hinzu. "Ich denke, nach dem Ende des Putschs wird sich alles zum Besseren wenden, für Thailand war das nötig."

"Es gab einfach zuviel Proteste"

Der 40 Jahre alte Taxifahrer Boonchou Reukamlang pflichtet ihm bei. "Die Armee hätte schon vor sehr langer Zeit die Zügel in die Hand nehmen müssen. Es gab einfach zuviel Proteste", sagt er unter Anspielung auf die Demonstrationen gegen den vom Militär nunmehr für abgesetzt erklärten Regierungschef Thaksin Shinawatra. Die meisten auf der Straße eingeholten Meinungen scheinen die Einschätzung politischer Beobachter zu bestätigen. Demnach ist Thailand, die konstitutionelle Monarchie, gespalten: Während die arme Bevölkerung in den ländlichen Provinzen im Norden und Nordosten Thaksin überwiegend die Treue hält, werfen ihm seine politischen Gegner vor allem aus der Mittelschicht im Süden des Landes und in Bangkok Machtmissbrauch vor.

Andere tun den Putsch achselzuckend als etwas ab, mit dem man leben müsse. "An meinem Haus sind plötzlich sechs oder sieben Panzer vorbeigerasselt; da stand ich ganz schön unter Schock", erzählt die 52-jährige Wararat Nithithimaneerat, die in einem Nudelrestaurant in der Nähe des Regierungssitzes arbeitet. "Aber für mich war es nicht das erste Mal, ich habe schon andere Militärcoups erlebt". Der Putsch vom Dienstag ist seit 1932 der 18. in einer Reihe zum Teil blutiger Umstürze. Dennoch kann der Putsch auch nicht als Normalität gewertet werden, denn zuletzt hatte Thailand bis Mai 1992 eine Militärregierung.

Verzierte Panzer

Hunderte Menschen versammelten sich denn auch in der ersten Aufregung am Dienstag bestürzt und fassungslos in der Nähe der Soldaten und debattierten, was dies alles zu bedeuten habe. Einen Tag später gibt es zahlreiche Schaulustige, die auf die Panzerfahrzeuge zugehen. Acht davon stehen noch immer auf der zum Regierungsgebäude führenden Hauptstraße - mit gelben Bändern verziert, dem Zeichen des Treueeids auf den 78-jährigen König Bhumipol Adulyadej, als dessen Gefolgsmann Putschistenführer Sonthi gilt.

Unterstützer des Putschs schmücken die Panzer mit weißen Rosen und anderen Blumen. Eine Frau nähert sich einem Soldaten mit einem Obstkorb und Erfrischungsgetränken. "Es tut mir leid, dass die Soldaten so hart arbeiten müssen, sie sind bestimmt sehr müde", bemerkt sie. Buagan Kanawan ist von den Ereignissen weniger erbaut. "Für Leute wie mich, die arbeiten müssen, ist der Putsch keine gute Sache", meint die Köchin. "Das wird keine so gute Auswirkungen haben - weder auf unser Leben, noch auf die Wirtschaft insgesamt." (Von Charlotte McDonald-Gibson, AFP)

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