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Politik: Militärschlag gegen Pakistan? In Islamabad wird über Pläne der USA spekuliert

Die Krise zwischen den USA und Pakistan verschärft sich. Pakistan lehnt es offenbar ab, eine Offensive gegen das Hakkani-Netzwerk zu starten, das als eine der tödlichsten Taliban-Gruppen in der Krisenregion gilt.

Die Krise zwischen den USA und Pakistan verschärft sich. Pakistan lehnt es offenbar ab, eine Offensive gegen das Hakkani-Netzwerk zu starten, das als eine der tödlichsten Taliban-Gruppen in der Krisenregion gilt. Dies berichten pakistanische Medien. Die USA haben für diesen Fall mit eigenmächtigen Schritten gegen die Militanten gedroht, ohne aber zu konkretisieren, was sie genau damit meinen. Die Hakkanis sollen sich im pakistanischen Nord-Wasiristan verstecken und von dort aus in Afghanistan zuschlagen. Bereits seit längerem bombardiert der US-Geheimdienst CIA das Gebiet mithilfe von Drohnen.

Die Krise sei so ernst, dass viele „einen militärischen Konflikt zwischen den Verbündeten“ fürchteten, warnte die renommierte Analystin Ayesha Siddiqa. Wie brisant die Lage ist, zeigte sich daran, dass Armeechef Ashfaq Kayani am Sonntag eine Krisensitzung der Militärkommandanten einberief, die mehr als sechs Stunden dauerte. Pakistans Militär erklärte, es sei notwendig, den Konflikt zu entschärfen, weigerte sich aber, gegen die Hakkanis vorzugehen. Regierungschef Yousaf Raza Gilani kontaktierte die Führer aller Parteien, um sie über „reelle Drohungen“ gegen Pakistan zu informieren.

US-Generalstabschef Mike Mullen hatte Pakistans Geheimdienst ISI beschuldigt, die Hakkanis als „verlängerten Arm“ zu benutzen, um Angriffe gegen die USA in Afghanistan zu verüben. Er lastete den Hakkanis mehrere Attacken an, darunter den Angriff auf die US-Botschaft am 13. September, bei dem 25 Menschen starben. Pakistans Militär sieht die Hakkanis als wertvolle Verbündete an, um nach Abzug des Westens am Hindukusch Einfluss auszuüben. Dafür scheint Islamabad sogar in Kauf zu nehmen, dass die USA ihre Milliardenhilfen für Pakistan kürzen. Ein Feldzug gegen die Hakkanis wäre für Pakistan zudem hochriskant, weil dies Racheanschläge provozieren könnte. Pakistans Außenministerin Hina Rabbani Khar wies darauf hin, dass die CIA das Hakkani-Netzwerk über Jahre im Kampf gegen die Russen aufgebaut und benutzt habe.

Die Frage ist, ob die USA nur bluffen oder tatsächlich vorhaben, die Hakkanis auf eigene Faust in Nord-Wasiristan auszuräuchern. Der republikanische US-Senator Lindsay Graham forderte, auch militärische Aktionen gegen Pakistan dürften nicht ausgeschlossen werden. Es erscheint aber kaum denkbar, dass die USA einen Krieg gegen die rund 170 Millionen Einwohner zählende Atommacht anzetteln, wo die Nato nicht einmal im knapp 30 Millionen Einwohner zählenden Afghanistan mit den Taliban fertig wird. Wohl nicht zufällig verschärften sich auch die Spannungen zwischen Afghanistan und Pakistan. Kabul warf Islamabad am Sonntag vor, Raketen über die Grenze zu feuern, und drohte mit militärischen Gegenschlägen.

Die USA haben bisher nicht näher erläutert, warum sie den Druck auf das Hakkani-Netzwerk ausgerechnet jetzt erhöhen. Auch die Quetta-Schura, also die Taliban-Führung um Mullah Omar, soll in Pakistan sitzen und attackiert in Afghanistan die US-Truppen. Dennoch sollen die USA angeblich Chancen für Gespräche mit ihr ausloten. Es scheint aber so, dass die Amerikaner die Hakkanis von einer politischen Lösung in Afghanistan ausschließen wollen. Viele Experten glauben dagegen, dass sich der Krieg am Hindukusch nicht ohne die Hakkanis beilegen lässt, da sie über bis zu 15 000 Kämpfer verfügen. Unterdessen kam es im Kabuler Ariana-Hotel, das die CIA beherbergt, zu einer Schießerei. Ein Amerikaner und ein Afghane starben bei dem Angriff.

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