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Bei mehreren Explosionen sind Aktivisten zufolge mindestens 101 Menschen getötet worden.

© AFP

Update

Mindestens 153 Tote: IS verübt Anschlagswelle in Syrien

Seit Beginn des Bürgerkriegs hatten die Gegner der Regierung in den alawitischen Küstenprovinzen Syriens keine Chance - anders als in den Kurden- und Sunnitengebieten. Jetzt erschüttern schwere Explosionen zwei Städte - in der Nähe eines russischen Militärstützpunktes.

Bei mehreren Anschlägen in den vom Assad-Regime kontrollierten Küstengebieten Syriens sind Aktivisten zufolge mindestens 153 Menschen getötet worden. Mindestens 103 Menschen seien in der Stadt Dschabla umgekommen, mindestens 50 Menschen in Tartus, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag mit. Zudem seien mehr als 200 Menschen verletzt worden, einige davon schwer. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana bestätigte die Explosionen. Im Internet kursierte ein Bekennerschreiben der die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS).

Dieses konnte zunächst nicht von unabhängiger Seite bestätigt werden. Den Menschenrechtsbeobachtern zufolge waren es insgesamt sieben Explosionen; zwei Autobomben und fünf Selbstmordattentate. Dabei handelte es sich demnach um Anschläge auf Taxi- und Bushaltestellen in beiden Küstenstädten sowie eine Elektrizitätsfirma und die Notaufnahme eines Krankenhauses in Dschabla. Unter den Toten seien Mitarbeiter des Krankenhauses und der Elektrizitätsfirma sowie mehrere Kinder gewesen. Dschabla befindet sich nur wenige Kilometer entfernt von der russischen Luftwaffenbasis Hamaimim, dem Dreh- und Angelpunkt für Russlands militärisches Eingreifen in Syrien zugunsten von Machthaber Baschar al-Assad.

Zudem wird der Hafen von Tartus seit Jahren unter anderem von der russischen Marine genutzt. Russland ist einer der engsten Verbündeten der Führung in Damaskus. Der russische Präsident Wladimir Putin nannte die Anschläge in einem Telegramm an al-Assad barbarisch und unmenschlich. Er versprach dem syrischen Machthaber weitere Hilfe im Kampf gegen den Terrorismus.

Zuvor hatte der Sprecher des Kremls, Dmitri Peskow, gesagt, die Terrorakte zeigten die instabile Lage in Syrien. Berichte, denen zufolge Russland sein militärisches Kontingent in Syrien nach einem Teilabzug wieder aufstocken könnte, kommentierte er nicht. „Kämpfer des Islamischen Staates haben alawitische Gegenden von Dschabla und Tartus an der syrischen Küste angegriffen“, hieß es in dem von IS-Anhängern verbreiteten Schreiben. In beiden Städten leben viele Alawiten. Diese Religionsgruppe ist eine Minderheit in Syrien, der auch al-Assad angehört. Zudem leben viele Binnenflüchtlinge in Tartus und Dschabla.

Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) kritisierte vor allem den Anschlag auf das Krankenhaus in Dschabla scharf. „Es gibt keine Berechtigung dafür“, teilte die Organisation auf Twitter mit. „Krankenhäuser sind keine Zielscheibe.“ Im syrischen Bürgerkrieg waren diese Explosionen den Menschenrechtsbeobachtern zufolge die verheerendsten Anschläge in der Region. Die Küstenprovinzen Latakia und Tartus sind seit Beginn des Bürgerkriegs in den Händen von Regimekräften. In der Vergangenheit gab es bereits Angriffe von Oppositionsgruppen in der Region. (dpa)

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