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Politik: „Mir ist zweifellos unwohl“

SPD-Abgeordnete zur Kanzlerwahl Merkels

„Es gibt keinen MerkelAutomatismus. Die Leute tun ja so, als ob Merkel bereits Kanzlerin sei. Aber die Mehrheit der Menschen will Merkel nicht. Sie hat keinen klaren Wählerauftrag. Hingegen gibt es eine Mehrheit links von der Mitte. Die muss sich auch im Regierungsprogramm widerspiegeln. Trotzdem gilt: Wir Sozialdemokraten haben uns noch nie vor der Verantwortung gedrückt.“

Niels Annen, Hamburg

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„Nach der Koalitionsvereinbarung war ich entsetzt. Ich hatte gehofft, Gerhard Schröder könne die Hälfte der Legislaturperiode als Kanzler regieren. Nachdem ich eine Nacht drüber geschlafen habe, geht es mir schon besser. Aber Frau Merkel konnte schon keinen Wahlkampf führen. Wie soll sie jetzt das Land führen? Die Große Koalition darf keine suboptimale Veranstaltung werden.“ Johannes Kahrs, Hamburg

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„Ich beteilige mich nicht an einer Debatte, ob man bei der Wahl Frau Merkels Bauchschmerzen hat oder nicht. Wir fangen erst mit Koalitionsverhandlungen an. Das ist mir wichtig: Wir müssen Arbeit schaffen und eine gerechte Modernisierung unseres Sozialstaates hinkriegen.“

Andrea Nahles, Rheinland-Pfalz

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„Ob wir Merkel wählen, können wir erst entscheiden, wenn die Koalitionsvereinbarung vorliegt. Wir halten Gerhard Schröder nach wie vor für den besseren Kandidaten. Aber jetzt ist Pragmatismus gefragt.“ Klaas Hübner, Sachsen-Anhalt

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„Politik ist das Geschäft des Machbaren. Als Kölnerin sage sich, et kütt wie et kütt. Ich muss mit Frau Merkel leben. Wenn man jetzt schon anfängt zu hadern, hält man keine vier Jahre durch. Wir müssen versuchen, das sozialdemokratische Profil in den Koalitionsverhandlungen zu schärfen. Die große Koalition macht man immer mit der Faust in der Tasche.“

Lale Akgün, Nordrhein-Westfalen

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„Mir ist zweifellos unwohl, wenn ich an die Wahl von Frau Merkel denke. Besonders was ihre Positionen in der Außen- und Wirtschaftspolitik angeht. Die Friedenspolitik von Rot-Grün muss von einer großen Koalition fortgesetzt werden. Frau Merkels Besuch in den USA ist mir da in unguter Erinnerung. Auch mit dem Neoliberalismus, den sie vertreten hat, muss jetzt Schluss sein. Es gibt für die SPD zwar keine Alternative zur Koalition mit der Union aber sie legitimiert sich nicht machtpolitisch, sondern inhaltlich.“ Ortwin Runde, Hamburg

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„Die Wahl Frau Merkels ist keine Bauchfrage, sondern eine Frage des Verstandes. Ein guter Kompromiss tut allen weh. So ist das nun auch. Die Sozialdemokraten haben in den Spitzengesprächen wichtige Forderungen durchgesetzt: Die Ergänzung der Familienförderung durch das Elterngeld und die Steigerung der Ausgaben für Bildung und Forschung um drei Prozent des BIP bis zum Jahr 2010. Wenn im Koalitionsvertrag unsere Forderungen genauso berücksichtigt werden, sehe ich keine Probleme, Frau Merkel zu wählen.“ Volker Kröning, Bremen

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„Ich gehe davon aus, dass nicht alle Stimmen der SPD-Fraktion auf Frau Merkel entfallen werden, weil es große Vorbehalte gibt.“ Renate Schmidt, Bayern

Aufgeschrieben von Philipp Lichterbeck

und Cornelius Janzen.

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