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Politik: Mister Russland

Umfragen: Präsident Putin profitiert vom Geiseldrama

Russlands Präsident Wladimir Putin schlägt alle Rekorde: 83 Prozent Zustimmung erhielt Putin Ende November für seine Politik bei der Umfrage des Allrussischen Zentrums für Meinungsforschung VZIOM. Dabei hatten kritische Beobachter nach dem blutigen Ausgang des Geiseldramas Ende Oktober in Moskau das Gegenteil prophezeit: mit 129 Toten sei die Schmerzgrenze der Russen überschritten. Doch Putin konnte gegenüber den letzten Umfragen Anfang Oktober sogar um fünf Prozentpunkte zulegen. Im gleichen Zeitraum sank zudem der Anteil der mit seiner Politik Unzufriedenen auf den bisher tiefsten Zählerstand von 15 Prozent.

Doch der Glanz verblasst, sobald es konkret wird: Zwar unterstützen rund 71 Prozent Putins Außenpolitik. Im März waren es lediglich 57 Prozent. Seine Wirtschaftspolitik halten nur 33 Prozent für erfolgreich. 62 Prozent behaupten das Gegenteil. Kritisiert werden vor allem mangelnde Unterstützung für den Mittelstand und kleine Unternehmen sowie das gleichbleibend niedrige Lebensniveau. Und weitere unpopuläre Maßnahmen wie die Reform der kommunalen Wohnungswirtschaft, die der Staat elf Jahre nach Ende des Kommunismus noch immer mit Milliarden bezuschusst, stehen an.

Noch schlechter kommt der Kremlchef bei seinem Lieblingsthema weg: der „Anti-Terror-Operation“ in Tschetschenien. 73 Prozent bescheinigen ihm Misserfolge, im März waren es nur 67 Prozent. „Das Volk liebt Putin, seine Politik weniger“, höhnte die englischsprachige „The Moscow Times“ auf der Titelseite. Dennoch sieht VZIOM-Chef Jurij Levada gegenwärtig Putin als klaren Sieger im Konflikt mit den Rebellen. Noch zu Jahresmitte waren zwei Drittel der Befragten davon überzeugt, dass der Tschetschenien-Konflikt nur durch Verhandlungen gelöst werden könne. Jetzt sprachen sich 48 Prozent für die Fortsetzung des Krieges aus, für Verhandlungen dagegen nur noch 43 Prozent.

Das, sagt Meinungsforscher Levada, habe mit der Geiselnahme zu tun. Die Menschen seien durch fehlende und falsche Informationen verunsichert, die meisten erwarteten neue Gefahren: „Die Amerikaner scharen sich in derartigen Situationen um das Sternenbanner, bei uns ist der Präsident das nationale Symbol.“ Dazu kommt nach Meinung unabhängiger Experten, dass die meisten Spitzenpolitiker in Krisensituationen bei der eigenen Bevölkerung punkten. Als Beispiel dient neben George W. Bush auch Bundeskanzler Schröder durch sein Krisenmanagement während der Flutkatastrophe.

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