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Politik: Mit Abstand

Putin erzielte das bisher beste Wahlergebnis – in einigen Republiken bekam er mehr als 90 Prozent

Der Brand der Moskauer Manege – keine 200 Meter vom Kreml entfernt – war am Tag nach der Wahl in Russlands Medien ein viel größeres Thema als die Ergebnisse der Präsidentenwahlen selbst. Schlimmer noch: Diverse russische Online-Zeitungen, die schon unmittelbar vor dem Urnengang Parallelen zum Ende der Weimarer Republik gezogen hatten, fühlten sich nach dem Brand in ihren düsteren Prognosen bestätigt. Eine „Provokation“ schließt nicht einmal Russlands oberster Wahlleiter, Alexander Weschnjakow, aus. Vor allem wegen des Zeitpunkts könne ein Anschlag „gegen Russland als Staat“ nicht ausgeschlossen werden, zitierte ihn die Nachrichtenagentur Interfax. Der Großbrand verdrängte nicht nur in den Medien die Wahlen vom Spitzenplatz, auch bei Putin, der sich im schwarzem Rolli spät in der Nacht der Presse stellte, hielt sich die Freude über den Wahlsieg in Grenzen.

Nach der Auszählung von über 99 Prozent aller Stimmen am Montagmittag kommt er auf 71,2 Prozent. Das mit Abstand beste Ergebnis, das ein russischer Präsident bei freien Wahlen je einfuhr. In absoluten Zahlen nimmt sich der Triumph jedoch bescheidener aus: Etwa 49 von insgesamt über 109 Millionen Wahlberechtigten stimmten für Putin. Mit 64,3 Prozent lag die Wahlbeteiligung deutlich hinter dem Stand von 2000.

Nikolaj Charitonow, der zum linken Flügel der Agrarpartei gehört, aber für die Kommunisten ins Rennen ging, sammelte 13,7 Prozent ein. Der Linksnationale Sergej Glasjew landete mit 4,1 Prozent auf Platz drei. Vierte wurde die Liberale Irina Chakamada mit knapp 4 Prozent. Der Leibwächter von Nationalistenchef Wladimir Schirinowskij, Oleg Malyschkin kam auf 2 Prozent, Senatspräsident Sergej Mironow auf 0,8. Gegen alle stimmten landesweit 3,5 Prozent – das sind etwa 2,4 Millionen Wähler.

Das Ergebnis schwankt jedoch erheblich von Region zu Region. In Moskau, wo auch die Wahlbeteiligung unter dem Durchschnitt lag, kam Putin „nur“ auf 68,7 Prozent, während die Demokratin Chakamada mit 8,1 Prozent Zweite wurde. Im „roten Gürtel“ der Hauptstadt dagegen konnte Putin bei den traditionellen KP-Wählern deutliche Gewinne verzeichnen. In mehreren nationalen Teilrepubliken, wo die alten Stammeshierarchien weitgehend intakt sind und die Provinzfürsten häufig auch wegen der Unterstützung für ihre Wahl tief in der Schuld Moskaus stehen, wurden für Putin sogar Ergebnisse von über 90 Prozent gemeldet. Absoluter Spitzenreiter ist Kabardino-Balkarien mit 96,4 Prozent. Inguschetien und Dagestan folgen mit etwa 90 Prozent, Tschetschenien, wo Moskaus Soldaten mitwählen durften, kam auf über 92 Prozent – bei einer angeblichen Wahlbeteiligung von 90 Prozent.

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