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Kirsten Fehrs (rechts) setzte sich bei der Bischofswahl gegen Petra Bahr durch. Foto: dpa

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Politik: Mit dem Glauben an die Macht

Kirsten Fehrs ist Hamburgs neue Bischöfin

Zum ersten Mal seit 2009 hat die Evangelische Kirche wieder eine Bischöfin gewählt: Am späten Freitagabend wählte die im Hamburger Michel versammelte Synode der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche die 49-jährige Hamburger Hauptpastorin und Pröpstin Kirsten Fehrs zur Nachfolgerin der 2010 zurückgetretenen Maria Jepsen. Im vierten und letzten möglichen Wahlgang erhielt sie 97 von 118 abgegebenen Stimmen. Ihre Gegenkandidatin, die 45-jährige Berliner Pfarrerin und EKD-Kulturbeauftragte Petra Bahr, war mit einem knappen Rückstand nach dem dritten Wahlgang ausgeschieden.

Im Gegensatz zur Amtsvorgängerin Maria Jepsen gelten Kirsten Fehrs und Petra Bahr als Theologinnen einer neuen, zweiten Generation. Keine der Kandidatinnen trat als um die Gleichstellung besorgte Feministin auf. Dennoch dürfte die Frauenquote eine Rolle gespielt haben, als sich der Bischofswahlausschuss entschied, lediglich zwei Frauen zur Wahl zu nominieren. Nach den Rücktritten Maria Jepsens und der EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann gab es mit der mitteldeutschen Landesbischöfin Ilse Junckermann und der zur Freikirche der Methodisten zählenden Bischöfin Rosemarie Wenner nur noch zwei Frauen in den obersten Leitungsämtern einer Kirche. Theologinnen, die sich in der Zwischenzeit um ein Bischofsamt bewarben, waren teils spektakulär gescheitert.

Kirsten Fehrs überzeugte im Michel durch ihre Qualifikation, durch Berufserfahrung und Gemeindenähe. „Sie kann Bischöfin“, bescheinigte ihr Synodenpräsident Hans-Peter Strenge nach der Wahl. Deutlich hatte sie bereits vor der Bischofswahl die Missbrauchsfälle in Ahrensburg angesprochen und genaues Hinhören und offene Gespräche im Umgang mit sexuellem Missbrauch und Gewalt angemahnt. Sie wolle „eine Stimme der Humanität sein, die sich einmischt, wenn Menschenwürde missachtet wird“, sagte Fehrs. Doch die neue Bischöfin plädierte auch dafür, dass in der „Gesellschaft wieder über Gott gesprochen“ werde, und kündigte an, stärker als ihre Amtsvorgängerin die Kontakte zu Politik und Wirtschaft suchen zu wollen. 1991 noch, als sich Maria Jepsen um das Amt der Bischöfin bewarb, wären derart machtbewusste Äußerungen aus dem Munde einer Kandidatin undenkbar gewesen.

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