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Politik: Mit eisernem Willen

Von Thomas Migge, Rom Kanada, Guatemala und Mexiko sind die Ziele der nächsten Papstreise. Am Dienstag steigt Johannes Paul II.

Von Thomas Migge, Rom

Kanada, Guatemala und Mexiko sind die Ziele der nächsten Papstreise. Am Dienstag steigt Johannes Paul II. erneut auf dem römischen Flughafen „Leonardo da Vinci“ in ein Flugzeug mit dem Papstwappen. Es geht zunächst nach Toronto in Kanada, wo er beim Weltjugendtreffen präsent sein wird. Am 29. Juli reist er nach Lateirika, wo er einen Tag später in Guatemala eine Heiligsprechung vornehmen wird. Am gleichen Tag geht es weiter nach Mexiko City. Am 31. Juli folgt die Heiligsprechung von Juan Diego im Wallfahrtszentrum Guadalupe am Rand von Mexiko-Stadt. Dort werden am 31. Juli rund eine Million Menschen erwartet. Nach mehreren Marienerscheinungen im Dezember 1531 hatte Juan Diego das Heiligtum gegründet, das heute von jährlich 20 Millionen Menschen besucht wird. Ebenfalls in Guadalupe spricht Johannes Paul II. am Tag darauf die beiden am 16. September 1700 hingerichteten Märtyrer Juan Bautista und Jacinto de Los Angeles selig, und am 2. August kommt Karol Wojtyla nach Rom zurück.

In seiner Sommerresidenz in Castel Gandolfo wird er aber nicht lange bleiben. Für Mitte August ist eine weitere Reise vorgesehen. Es geht in die Heimat, nach Polen.

Die Reise des Papstes nach Amerika ist heftig umstritten. Nicht nur seine Ärzte, sondern auch viele Kardinäle der römischen Kurie äußerten sich kritisch über die für einen alten und kranken Mann anstrengende Reise. Kardinal Camillo Ruini beispielsweise soll den Papst mehrfach von der Fahrt nach Amerika abgeraten haben. Immer wieder wurden, so Ruini, seine Hinweise auf den bedenklichen Gesundheitszustand als grundlos verworfen.

Die Ärzte des Papstes, darunter auch die Chirurgen des römischen Gemelli-Krankenhauses in Rom, die Johannes Paul II. in der Vergangenheit mehrfach operiert hatten, befürchten, dass er die Reise nicht überleben könnte. Eine Sorge, die von nicht wenigen Kardinälen geteilt wird. Rund um die Uhr wird der Papst von Ärzten für den Notfall begleitet. „Er wird nicht eine Sekunde ohne ärztliche Begleitung sein“, versichert Monsignore Renato Boccardo, Organisator sämtlicher Papstreisen. „Was nützt das im Notfall?“, fragt hingegen die römische Ärztin und Kennerin der Leiden von Karol Wojtyla, Maria Grazia di Loreto. „Wenn er ein ernst zu nehmendes Herzproblem haben sollte“, so Di Loreto, „dann muss er sofort in ein Krankenhaus und darf nicht in einem Flugzeug sein“. Genauso dachte man auch im Vatikan, aber Johannes Paul II., gab selbst der eigentlich verschwiegene Monsignore Boccardo zu, „setzte sich gegen alle Bedenken“ durch. Dem Vorbereitungsteam für die Papstreisen gelang es aber, das Programm ein wenig einzuschränken. Vorgesehen sind nur wenige öffentliche Auftritte, und sämtliche geplanten Pastoralbesuche in katholischen Gemeinden wurden ganz gestrichen.

Auch ein dreitägiger Miniurlaub ist eingeplant. Sofort nach seiner Ankunft in Toronto und der offiziellen Begrüßung wird Johannes Paul II. auf die Strawberry Island, die Erdbeerinsel, weiterfahren. Das grüne Eiland liegt mitten im kanadischen Simcoe-See. Dort wird sich der Papst auf die Anstrengungen der nächsten Tage vorbereiten. „Drei Tage werden nicht ausreichen“, warnen seine Ärzte in Rom und hoffen, dass Karol Wojtyla endlich begreift, dass er in seinem Zustand besser gar keine Reisen mehr unternehmen sollte.

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