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Politik: Mit Gefühl und Vertrauen - Jürgen Chrobogs Frau über ihre Entführung

Das Interesse war groß, als Magda Chrobog an der American University vom glücklichen Ausgang ihrer Geiselnahme in Jemen berichtete. Die erfolgreiche Befreiung westlicher Geiseln ist die Ausnahme, auch wenn erst am Donnerstag im Irak eine solche geglückt ist.

Das Interesse war groß, als Magda Chrobog an der American University vom glücklichen Ausgang ihrer Geiselnahme in Jemen berichtete. Die erfolgreiche Befreiung westlicher Geiseln ist die Ausnahme, auch wenn erst am Donnerstag im Irak eine solche geglückt ist. Dort sind bereits mehr als 120 zivile US-Aufbauhelfer getötet worden, Mitarbeiter zum Teil von kommerziellen Firmen, teils von humanitären Organisationen. Von der Verschleppung der Familie Chrobog Ende Dezember – Jürgen Chrobog war Staatssekretär im Auswärtigen Amt und zuvor deutscher Botschafter in den USA – hatten Medien weltweit berichtet.

Als „cross cultural“-Erfahrung war der Vortrag angekündigt. Magda Chrobog ist ägyptische Christin, spricht Arabisch, ist in beiden Kulturen zu Hause. Das half. Viele US-Bürger hofften auf eine zweite „cross cultural“-Lektion: Was können wir von der deutschen Erfahrung für die Rettung von US-Geiseln aus der Hand arabischer Terroristen lernen? Die Jemeniten trachteten den Chrobogs nicht nach dem Leben. Im Verlauf einer Blutfehde waren Angehörige ihres Stammes ins Gefängnis gesteckt worden, die des gegnerischen dagegen nicht, weil der den Vizepräsidenten Jemens stellt. Die Chrobogs wurden festgehalten, um diese Leute freizupressen. Obwohl die Umstände glimpflich waren im Vergleich zum Irak, gab es kritische Momente, so wurde beim Überfall auf den Konvoi der Chrobogs wild geschossen.

Kommunikation, Vertrauen aufbauen, auch Gefühle zeigen: Sorge um Mann und Kinder, Verzweiflung, wenn ein Vermittlungsversuch ergebnislos endet – Magda Chrobog machte offenbar die richtigen Gesten: zum Beispiel Süßigkeiten an die Kinder des Stammes verteilen, was die „Gastfreundschaft“ für einen Moment umdrehte. Sich die Geschichten über Leid und Armut erzählen lassen, Mitgefühl zeigen, nicht Arroganz – das sei „etwas ganz anderes als das Stockholm-Syndrom“, bei dem sich Geiseln mit den Zielen ihrer Entführer identifizieren. Wichtig sei es aber auch, die eigene Identität nicht aufzugeben und sich mitunter durchzusetzen. Die Chrobogs weigerten sich, die landesübliche Tracht anzuziehen, und erreichten, dass ihre Fahrer die Autos nicht den Geiselnehmern überließen. Nach drei Tagen und mehreren Rückschlägen war die Freilassung ausgehandelt.

Und was raten sie zur Rettung der US- Geiseln im Irak, fragte eine ältere Frau. Kulturelle Sensibilität und Dialog: Das alles bleibe richtig und wichtig, sagt Magda Chrobog. Doch der Irak und Jemen seien nicht zu vergleichen. In ihrem Fall wollten alle Beteiligten ein gütliches Ende. Der Terror im Irak habe die Tötung von Amerikanern zum Ziel. Erst die Geiselnahme und dann der Mord garantieren den Tätern weltweit Aufmerksamkeit.

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