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Politik: Mit islamischer Hilfe

Der heilige Fastenmonat Ramadan steht vor der Tür - in der islamischen Welt normalerweise eine Zeit der Einkehr und Besinnlichkeit. In Zentralasien und im Nahen Osten zumindest wird daraus in diesem Jahr nicht viel werden, denn die westlichen Angriffe auf Afghanistan werden voraussichtlich auch während des Ramadan fortgesetzt.

Der heilige Fastenmonat Ramadan steht vor der Tür - in der islamischen Welt normalerweise eine Zeit der Einkehr und Besinnlichkeit. In Zentralasien und im Nahen Osten zumindest wird daraus in diesem Jahr nicht viel werden, denn die westlichen Angriffe auf Afghanistan werden voraussichtlich auch während des Ramadan fortgesetzt. Bei vielen Moslems dürfte das die Skepsis gegen diesen Krieg weiter nähren - eine ideale Gelegenheit für Osama bin Laden, einen Keil zwischen Moslems und Christen in der Anti-Terror-Koalition zu treiben, befürchtet Washington. Um dieser Gefahr vorzubeugen, ersuchte die US-Regierung nun ihren engsten moslemischen Bündnispartner um Unterstützung: Die Türkei möge sich ab Mitte November mit eigenen Truppen an den Angriffen auf die Taliban beteiligen, bat Washington die türkische Regierung. Pünktlich zu Beginn des Ramadan am 17. November würde dann die Halbmond-Flagge über den westlichen Truppen wehen - als Symbol für den interreligiösen Zusammenhalt der Koalition auch im heiligsten Monat des Islam.

Luftwaffen-Einheiten und Bodentruppen sollen die USA einigen Berichten aus Ankara zufolge von der Türkei angefordert haben; nach anderen Quellen beschränkt sich das Ersuchen auf eine relativ kleine Einheit von Militärberatern für die Nordallianz. Einzelheiten sickerten in Ankara entgegen der sonstigen Gepflogenheiten zunächst nur spärlich durch, weil Ministerpräsident Bülent Ecevit allen Beteiligten einen Maulkorb verpasste. Dies dürfte ein deutliches Zeichen dafür sein, dass sich die türkische Führung mit der Entscheidung über einen Truppeneinsatz sehr schwer getan hat.

Auf einem Sondergipfel der Spitzen von Regierung und Militär wurde am Dienstag bis in die Nacht hinein beraten, bevor für Mittwoch eine Kabinettssitzung einberufen wurde. Als Eckpunkte der erwarteten Entscheidung kristallisierten sich im Tagesverlauf heraus: Der Nato-Partner Türkei wird der Bitte der USA entsprechen und bewaffnete Einheiten nach Afghanistan schicken - aber unter der Bedingung, dass türkische Soldaten keinen einzigen Schuss auf ihre Glaubensbrüder abfeuern müssen. Denn das wäre der Bevölkerung selbst in der laizistischen Türkei nicht vermittelbar.

Von Luftwaffen-Einheiten war daher in Ankara am Mittwoch keine Rede. Vielmehr wurde dort die Entsendung eines aus 40 bis 50 Mann bestehenden Kommandos von Militärberatern nach Afghanistan in Aussicht gestellt. Die aus dem Krieg gegen die PKK-Rebellen kampferprobten türkischen Soldaten sollen die Nordallianz dort beim Vormarsch gegen die Taliban unterstützen - mit Rat und Tat, aber eben nicht mit der Waffe. Ein Kampfeinsatz türkischer Truppen in Afghanistan komme "vorläufig" nicht in Frage, hieß es in Ankara.

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