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Politik: Mit Kreuzen gegen Krieg

Kirchenvertreter machen mobil / Appell in Berlin verabschiedet

Von Claudia von Salzen

und martin gehlen

Nie waren die europäischen Kirchen so einig wie beim Thema Irak. Führende Vertreter von Kirchen aus Europa, den USA und dem Nahen Osten warnen in einem bisher einmaligen Appell vor einem Krieg gegen Bagdad. Zugleich kritisieren die protestantischen und orthodoxen Bischöfe und Kirchenpräsidenten in scharfer Form die Politik der USA: „Wir bedauern, dass die mächtigsten Nationen der Welt Krieg wieder als ein akzeptables Mittel der Außenpolitik betrachten“, heißt es in dem in Berlin verabschiedeten Aufruf. Dadurch werde ein Klima der Furcht und Bedrohung geschaffen. Die Ziele, die von den Regierungen und insbesondere den USA zur Begründung eines Irak-Krieges genannt würden, seien inakzeptabel, betonen die Unterzeichner des Aufrufs, zu denen auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) gehört. „Ein präventiver kriegerischer Angriff als Mittel, um die Regierung eines souveränen Staates auszuwechseln, ist unmoralisch und stellt eine Verletzung der UN-Charta dar.“

Die Initiative zu dem kurzfristig angesetzten Treffen war von der EKD ausgegangen. „In dieser Krise wollten wir ein deutliches Zeichen setzen“, sagte der EKD-Ratsvorsitzende Manfred Kock. Auch die Konferenz Europäischer Kirchen und der Ökumenische Rat der Kirchen, der 400 Millionen Christen weltweit vertritt, schlossen sich der Einladung an. Die Teilnehmer des Treffens in Berlin kamen unter anderem aus Großbritannien, Frankreich, Schweden, Norwegen, Dänemark, Finnland, Griechenland und den Niederlanden. Außerdem war ein Vertreter aus dem Nahen Osten dabei. Aus den USA war der Generalsekretär des Nationalen Kirchenrates, Bob Edgar, angereist. „Für uns ist dieser Appell sehr hilfreich“, sagte Edgar. Die Erklärung sei ein „historischer Augenblick“. Die Unterzeichner hoffen, dass sich dem Aufruf noch weitere Kirchen anschließen. Auf die Frage, ob sie mit diesem Appell auf US-Präsident George W. Bush Einfluss nehmen wollten, sagte Kock: „Wir hoffen, dass Gott Herzen bewegen kann.“

Unterdessen planen auch die katholischen Bischofskonferenzen Deutschlands, Amerikas und Großbritanniens eine gemeinsame Erklärung gegen einen Irak-Krieg. Leitgedanke soll das Wort des Papstes vom Januar sein, in dem er in aller Schärfe einen solchen Waffengang abgelehnt hatte. „Krieg ist niemals ein unabwendbares Schicksal. Krieg bedeutet immer eine Niederlage für die Menschheit“, hatte das katholische Kirchenoberhaupt erklärt. Krieg sei nicht einfach ein anderes Mittel, das man anwenden kann, um Konflikte unter Nationen zu regeln.

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