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Politik: Mit Preston Manning an der Spitze will die neue "Kanadische Allianz" mit alten Klischees aufräumen

Kanada hat seit dem Wochenende eine neue Partei. Sie heißt "Kanadische Reform Neue Allianz" - kurz auch "Kanadische Allianz" oder "Neue Allianz" - und ist der Versuch des rechten Flügels in Kanada, durch Zusammenschluss der Reform-Partei mit anderen Konservativen die seit 1993 regierenden Liberalen von Ministerpräsident Jean Chrétien bei den nächsten Wahlen zu entthronen.

Kanada hat seit dem Wochenende eine neue Partei. Sie heißt "Kanadische Reform Neue Allianz" - kurz auch "Kanadische Allianz" oder "Neue Allianz" - und ist der Versuch des rechten Flügels in Kanada, durch Zusammenschluss der Reform-Partei mit anderen Konservativen die seit 1993 regierenden Liberalen von Ministerpräsident Jean Chrétien bei den nächsten Wahlen zu entthronen.

Mitglieder der erst 13 Jahre alten Reform-Partei, die sich in den neunziger Jahren kometenhaft zur stärksten Oppositionspartei in Kanada entwickelte, votierten am Wochenende in einem Referendum mit überwältigender Mehrheit (91,1 Prozent) für den Zusammenschluss. Parteigründer und Vorsitzender Preston Manning (58), der den Zusammenschluss gegen große Zweifel und auch Spott vorangetrieben hatte, bleibt der kommissarische Leiter bis zu einem Führungskongress. Er ist für den 23. Juni in Calgary angesetzt. Der Kampf beginnt aber diese Woche. "Wie Rodeo-Bullen" so schrieb die kanadische Presse, stünden die Konkurrenten bereit, zum Wettstreit in die Arena zu stürzen.

Das Image aus Nordamerikas Westen passt bestens, denn das größte Problem der Reform-Partei seit Gründung 1987 war ihre Unfähigkeit, sich von den regionalen Wurzeln in West-Kanada zu lösen, ihren Ruf des ultrarechten Extremismus abzuschütteln und von Pazifik bis zum Atlantik einschließlich des frankophonen Quebec als nationale Partei und Regierungsalternative akzeptiert zu werden.

Östlich der Prärieprovinz Manitoba konnte die bisherige Reform-Partei, die gesunden Menschenverstand, harte Arbeit, niedrige Steuern und Eigenverantwortlichkeit anstelle des Verlasses auf teure Sozialnetze und "big government" predigte, bei den letzten Bundeswahlen kein einziges Abgeordnetenmandat gewinnen. Dennoch reichte ihre konzentrierte Stärke in den vier West-Provinzen für den Titel "Offizielle Opposition" nach den Wahlen von 1997. Die zweitstärkste Oppositionspartei im Bundesparlament ist der separatistische Bloc Quebecois, der für die Abspaltung der französischsprachigen Provinz im Osten Kanadas eintritt.

"Die Allianz wird den nächsten Ministerpräsidenten Kanadas produzieren", jubelte Manning, ein bodenständiger Populist mit Fistelstimme, der oftmals wie ein fundamentalistischer Prediger klingt, am Sonntag. Beobachter sehen einen Sieg bei den Bundeswahlen, die plötzlich bereits für diesen Herbst im Gespräch sind, zwar als Wunschdenken an, konzidieren aber, dass die Liberalen verwundbar sind. Sie halten jetzt 157 der 301 Direktmandate im Unterhaus, jedoch 101 davon stammen aus der Provinz Ontario, die bislang gegenüber der Reform-Alternative immun war. Eine gemäßigtere rechte Allianz unter Einbeziehung von traditionellen Konservativen dürfte in der Provinz, die einen konservativen Premier hat, weitaus größere Chancen bei den Wählern haben.

Eine Prozentverschiebung in wenigen Wahlkreisen kann die liberale Regierung ihre absolute Mehrheit kosten, und Koalitionen sind in Kanada nicht üblich. Meinungsforscher haben daher Hochkonjunktur, während die Kommentatoren sich noch zurückhalten: entscheidend für die Attraktivität der neuen Allianz ist nämlich, wen sie zu ihrem Chef kürt.

Barbara Halsig

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