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Mittelamerika: Costa Rica: Frau folgt Nobelpreisträger

Zum ersten Mal bekommt Costa Rica eine Präsidentin – sie gilt als enge Vertraute ihres Vorgängers Arias.

Puebla - Costa Rica wird erstmals von einer Frau regiert werden. Laura Chinchilla von der regierenden Partei der Nationalen Befreiung (PLN) erreichte bei der Präsidentschaftswahl am Sonntag 47 Prozent der Stimmen und siegte damit bereits in der ersten Runde. Ihre Herausforderer, der linke Otton Solis und der rechte Otto Guevara, erhielten demnach beide etwas mehr als 20 Prozent, wobei Solis überraschend vor Guevara lag. Sowohl Solis als auch Guevara erkannten ihre Niederlage an und beglückwünschten die Gewinnerin. Die Wahlbeteiligung betrug nach Angaben des Wahlgerichts 67 Prozent.

Die 50-jährige Chinchilla steht für die Fortsetzung des gemäßigt-liberalen Wirtschaftskurses. In Wertefragen wie etwa Homosexuellenehe und Abtreibung vertritt sie eher konservative Ansichten. Die Politologin, die sich in der parteiinternen Vorwahl gegen zwei männliche Mitbewerber durchgesetzt hatte, gilt als Vertraute des amtierenden Staatschefs und Friedensnobelpreisträgers, Oscar Arias. Unter anderem hatte sie sich für die Verfassungsänderung eingesetzt, die 2006 die Wiederwahl von Arias ermöglichte. Die PLN gilt formell als sozialdemokratisch, hat jedoch unter Arias einen Schwenk in Richtung Liberalismus vollzogen. Unter anderem hat Arias das Freihandelsabkommen mit den USA durchgesetzt, das in Costa Rica lange umstritten war. Chinchilla diente Arias in dieser Phase als Vizepräsidentin, zuvor hatte sie bereits Erfahrung als Ministerin und Abgeordnete gesammelt. Die Tochter eines Diplomaten ist teilweise im Ausland aufgewachsen, hat in den USA studiert und als Beraterin der Weltbank gearbeitet.

Sie selbst bezeichnet sich als Bewunderin des konservativen kolumbianischen Präsidenten Alvaro Uribe. Mit einem eigenen, politischen Profil konnte die Mutter eines Sohnes bislang jedoch kaum punkten; ihre Gegner kritisieren sie als Statthalterin der Arias-Dynastie, die neben Präsident Oscar auch dessen einflussreichen Bruder und Minister Rodrigo umfasst. Als zuständige Ministerin setzte sie eine Polizeireform durch, auch im Kongress war sie auf Drogen- und Kriminalitätsthemen spezialisiert. Die Bekämpfung der Kriminalität gehört zu den wichtigsten Anliegen der Costaricaner. In den vergangenen zehn Jahren stieg die Zahl der Morde von sechs auf zehn pro 100 000 Einwohner. Chinchilla bringt dies in Verbindung mit dem Drogenhandel, der Mittelamerika zunehmend für den Transit nützt. Eine weitere Herausforderung für die neue Präsidentin wird die Bewältigung der Wirtschaftskrise sein. Dennoch liegt Costa Rica im lateinamerikanischen Vergleich weit vorne: Nur jeder fünfte Costaricaner lebt in Armut, sonst ist es in Lateinamerika fast jeder zweite. Sandra Weiss

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