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Politik: Mitten in die Machtzentrale

Anschlag in Inguschetien trifft Moskaus Geheimdienst

Mindestens drei Tote und mindestens 24 Verletzte – das ist die traurige Bilanz eines Bombenanschlags auf die Geheimdienstzentrale in der russischen Kaukasusrepublik Inguschetien. Gleichzeitig erlitt Moskau einen schweren Rückschlag bei dem Versuch, Inguschetien zu befrieden, das an der Grenze zur Kaukasus-Republik Tschetschenien liegt. Inguschetien ist die kleinste und mit Abstand ärmste Teilrepublik im russischen Süden. Mit dem Anschlag schwinden vor allem die Hoffnungen, dass die Absetzung des mit einem Haftbefehl gesuchten Ex-Präsidenten und Rebellenführers Aslan Maschadow die Situation in der Krisenregion günstig beeinflussen wird.

Auch die Behauptung der tschetschenischen Parlamentarier, der Beschluss zur Absetzung Maschadows sei ohne Druck von außen zu Stande gekommen, lässt sich nach der Explosion wohl nicht mehr aufrechterhalten. Im Gegenteil: Mit dem Anschlag wollen die tschetschenischen Separatisten die am 5. Oktober geplanten Wahlen eines Moskau-treuen Präsidenten sabotieren.

Der Anschlag vom Montag dürfte nicht der letzte Sabotageakt sein: Moskaus Wunschkandidat für die Wahlen am 5. Oktober, der gegenwärtig amtierende Verwaltungschef Ahmed Kadyrow, kommt der Wahrheit ziemlich nahe, wenn er behauptet, das Netzwerk der Separatisten habe inzwischen den gesamten Nordkaukasus erfasst. Auch außerhalb Tschetscheniens gibt es Bestrebungen, sich dem harten Kurs Moskaus zu entziehen. Dass die Attentäter im Umfeld der Separatisten zu suchen sind, machen die Umstände des Anschlags deutlich. Nach dem vorläufigen Ergebnis der Ermittlungen hatte ein islamistischer Selbstmordattentäter am Steuer eines mit Sprengstoff gespickten Lasters gesessen. Genauso liefen alle größeren Anschläge der letzten Zeit auch in Tschetschenien selbst ab. Und neben einem PKW-Fahrer traf es keinen anderen als den stellvertretenden Leiter der tschetschenischen Hauptverwaltung von Russlands Inlandsgeheimdienst FSB. Genau der aber führt das Kommando bei der Anti-Terror-Operation in Tschetschenien und ist verantwortlich für die berüchtigten „Säuberungen", Verhaftungen und Foltermethoden.

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