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CSU-Parteichef Horst Seehofer stellt sich offiziell vor seine Staatskanzleichefin Christine Haderthauer. Im Hintergrund dürfte es brodeln.

© dpa

Ermittlungen gegen Christine Haderthauer: Modell einer Affäre

Die "Modellauto-Affäre" um die bayerische Staatskanzleichefin Christine Haderthauer passt ins Bild, dass CSU-Spitzenleute beim Geldverdienen nicht zimperlich sind. Für Parteichef Horst Seehofer ist das problematisch. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Robert Birnbaum

Wenn Christine Haderthauer sich mal umguckt in der politischen Zeitgeschichte, dann müsste es ihr ziemlich unbehaglich werden. Die Staatsanwaltschaft München will gegen Horst Seehofers Staatskanzleichefin ermitteln. Es geht um eine dubiose Firma ihres Mannes, bei der Haderthauer zeitweise Mitgesellschafterin war; ein weiterer Ex-Gesellschafter sieht sich übervorteilt und argwöhnt Steuerhinterziehung. Seehofer hat entschieden, seine Mitarbeiterin zu halten – es gehe nicht um ein Dienstvergehen. Wer sich nun allerdings die Rücktritte der letzten Jahre anschaut, erkennt rasch: Um Dienstvergehen ging es da praktisch nie. Stattdessen um Doktorarbeiten, falschen Umgang mit Affären und Skandälchen, Charakterfragen. Ob eine Politikerin im früheren Privatleben mitverantwortlich dafür war, dass jemand übers Ohr gehauen wurde, ist allemal eine Charakterfrage.

Nun sind Ermittlungen keine Anklage und kein Urteil. Man darf Seehofer keinen Vorwurf daraus machen, wenn er darauf pocht. Dass er womöglich nebenbei den Vorwurf entkräften will, er behandle Parteifreunde mies, wäre ebenfalls nicht weiter schlimm. Blöd ist die Sache für ihn trotzdem. Die „Modellauto-Affäre“ passt zu gut in das unvorteilhafte Bild, dass CSU-Spitzenleute beim Geldmachen nicht unbedingt zimperlich sind. Schon die Verwandten-Affäre hatte bei manchem Christsozialen ein eigentümliches Verständnis vom Wert der Familie in Euro und Cent offenbart. Haderthauers Mann nun hatte als Amtsarzt das Talent eines Anstaltsinsassen zum Modellauto-Bau zum eigenen Vorteil vermarktet. Über Moral kann man streiten. Ein karitativer Akt war das jedenfalls nicht.

Für Seehofer riskant ist auch, dass Haderthauer im Umgang ganz allgemein und im Umgang mit dieser Affäre gelegentlich ein recht ruppiger Ellenbogen-Typ ist. Als Exekutorin ministerpräsidialer Ratschlüsse mag das vorteilhaft sein; zur Selbstverteidigung taugt es eher nicht. In den eigenen Reihen hat ihr dieser Wesenszug auch so richtig keine Freunde verschafft. Ob Seehofers Treuebekenntnis sie halten kann, ist letztlich eine Frage der Zeit. Einerseits spielt die Zeit für die Ministerin – wäre nicht die nächste Wahl Jahre entfernt, wäre sie schon weg.

Andererseits aber – wenn sich die Ermittlungen hinziehen, wenn die Opposition mit einem Untersuchungsausschuss nachkartet, wenn diese blöde Sache also den Glanz des Hofes Horst nachhaltig trübt, dann sollte man keine Wetten auf Haderthauers Zukunft eingehen. Die Zeit nach Seehofer könnte für sie schon gelaufen sein. Zumal der gleiche Erwin Huber, der sie einst entdeckte, richtig angemerkt hat: Über die eigene Nachfolge entscheidet nicht der Chef, sondern die Partei.

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