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Natürlich schön. Die Produkte der Home Collection "ames sala by sebastian herkner" wurden allesamt von Hand gefertigt.

© promo

Design und Kunsthandwerk: Modern meets Ethno

Immer mehr westliche Designer kooperieren fern der Heimat mit Kunsthandwerkern – eine Fusion, die wunderbare Blüten hervorbringt.

Fast 10 000 Kilometer legte Sebastian Herkner zurück, um die Heimat von Ana María Calderón Kayser kennenzulernen. Sie ist Geschäftsführerin der Möbelfirma Ames. Angekommen in Kolumbien, traf er Töpfer, Weber oder Korbflechter, die zum Teil seit Generationen ihr Handwerk betreiben.

Sie zeigten ihm, wie sie arbeiten, und setzten zusammen mit dem jungen Offenbacher moderne Entwürfe mit alten Techniken um: Aus Tunja, der Hauptstadt der Provinz Boyacá, stammen beispielsweise die Decken aus der Serie „Ruana“, alle mit auffälligem Hahnentrittmuster. Aus getrocknetem und gefärbtem Espartogras entstand in dem Ort Cerinza die Korbserie „Fibra“. Die Kissenkollektion „Nido“ aus Wolle mit gehäkelten Motiven in Makrameetechnik wird in einem Andendorf hergestellt. Objekte aus schwarzem Terrakotta töpfern Handwerker in der Provinz Tolima nach den Entwürfen von Sebastian Herkner.

Die wollenen "Nido"-Kissen lässt Designer Sebastian Herkner in den Anden fertigen.
Die wollenen "Nido"-Kissen lässt Designer Sebastian Herkner in den Anden fertigen.

© promo

Die stilvollen Unikate zeigte Ames bei der Internationalen Möbelmesse (IMM) in Köln im Januar 2016. „ames sala by sebastian herkner“ heißt diese „Home Collection zwischen den Kulturen“, bei der jedes Produkt nach alter Tradition aus überwiegend natürlichen Materialien von Hand gefertigt wurde.

Paola Navone reiste bereits in den 70ern nach Asien

Während modernes Design und Kunsthandwerk früher unvereinbare Gegensätze zu sein schienen, gehen sie in letzter Zeit immer stärker eine fruchtbare Fusion ein. Trotz hoch technisierter Entwurfsverfahren besinnen sich viele Gestalter auf alte Fertigungstechniken, ja, gehen sogar bei Kunsthandwerkern in die Lehre, um sich von ihnen die alten Produktionsarten zeigen und dann ganze Produkte oder zumindest einzelne Elemente wie einen Lampenschirm oder eine Tischplatte in der traditionellen Art fertigen zu lassen.

Ebenfalls Teil der "ames sala"-Kollektion sind die Decken aus der Serie "Ruana".
Ebenfalls Teil der "ames sala"-Kollektion sind die Decken aus der Serie "Ruana".

© promo

Zugleich helfen sie mit ihrem Gespür für moderne Formen und dem Wissen um den Geschmack westlicher Kunden den Handwerkern, neue Märkte zu erschließen.

Mit dieser Idee im Gepäck reiste Paola Navone bereits in den 70ern nach Südostasien. Die in Turin geborene Designerin arbeitete für einen Entwicklungsfonds und sollte das asiatische Kunsthandwerk exporttauglich machen. Die Möbel und Accessoires aus Thailand, Indonesien und von den Philippinen inspirierten sie 1988 dazu, mit Giulio Cappellini die Firma Mondo zu gründen.

Bis heute sind ihre Kollektionen durch diese Erfahrung bestimmt, etwa die Korbleuchten der „Spin“-Serie für Gervasoni oder der antik wirkende Sonnenstuhl „Rimini“ für Baxter.

Exotische Blume oder doch ein Paradiesvogel?

Gleich mehrere Designer, darunter der Niederländer Tord Boontje und die in Mailand lebende Spanierin Patricia Urquiola, arbeiteten an der „M’Afrique“-Kollektion von Moroso mit. Aus Fäden, die eigentlich für Fischernetze verwendet werden, gestalten die Designer Sofas und Sessel. „Die Idee dahinter ist, traditionelle Flechtmöbel neu zu interpretieren und in ihrem Profil und ihren Abmessungen zu verändern“, erklärt Dominique Pétot, der den Sessel „Ibiscus“ und die Chaiselongue „Meridienne“ zur Kollektion beisteuerte.

Sie zeichnen sich durch eine asymmetrische, moderne Form aus, die in einem interessanten Widerspruch zum traditionellen Material und der Herstellungstechnik steht. Entfernt erinnern die Möbel an eine exotische Blume oder einen Paradiesvogel.

Wie eine exotische Blume: die Chaiselongue "Meridienne" von Dominique Pétot für Moroso.
Wie eine exotische Blume: die Chaiselongue "Meridienne" von Dominique Pétot für Moroso.

© Moroso

Auch der spanische Designer Jaime Hayon musste nicht lange überlegen, als er das Angebot erhielt, in Japan eine der berühmtesten Werkstätten für Porzellanherstellung zu besuchen – so begeistert war er von der Gelegenheit, einige der fähigsten Porzellankünstler der Welt kennenzulernen. Kutani Yaki ist ein farbenfrohes Porzellan, das eng mit den japanischen Riten rund ums Essen und Trinken verbunden ist. Davon ließ sich Jaime Hayon zu seiner „Forma“-Serie inspirieren. Die Schalen, Tassen und Gefäße verbinden auf wunderschöne Weise die Philosophie zweier Kulturen.

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