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Politik: Möllemann – eine Begegnung

In ein Interview mit Jürgen W. Möllemann geht man mit den schlimmsten Vorurteilen.

In ein Interview mit Jürgen W. Möllemann geht man mit den schlimmsten Vorurteilen. Aber nach unserem Gespräch, es war ein sonniger Tag im April 2001, wir hatten die FDPZentrale in Mitte verlassen, stellten wir fest: Er mag nicht ganz seriös sein – unsympathisch ist er nicht.

Interviews mit Politikern können ein zähes Geschäft sein. Bei manchen dauert es ewig, bis sie sich von ihrem Fach-Kauderwelsch lösen können, anderen gelingt es nie. Und: Zuhören, auf Fragen eingehen, ist für viele eine fremde Disziplin. Vielleicht kann unsere Momentaufnahme kein Gesamtbild liefern, aber der Möllemann, den wir erlebten, war selbstironisch, auf Nachfragen eingehend, präzise in den Antworten. Und seine klare Sprache musste man beim Aufschreiben des Textes nicht erst ins Deutsche übersetzen.

Er war bereit zum Pingpong, betrachtetete das Gespräch als Spiel, erzählte von Fehlern und eigenen Lügen, auch seiner Frau gegenüber. Und er sprach von seinem Vater. Viel habe der ihm nicht zugetraut, zur Fallschirmspringerei sei er genau deshalb gekommen: Der Alte hatte unterstellt, „dir wird doch schlecht da oben!“Als das Interview erschienen war, meldete sich einer aus der Familie Möllemann in der Redaktion, verblüfft über die Vater-Passagen.

Wir haben Möllemann in der Zeit vor seinen anti-israelischen Ausfällen erlebt, als er sein Talent zum Populismus noch nicht am rechten Rand einsetzte – sondern auf herrliche Weise Kabinettsitzungen unter Kanzler Helmut Kohl imitierte, inklusive sämtlicher Dialekte. Beim Abschied dachten wir, dieser Mann, einer, der das Leben und die Politik als Spiel betrachtet, hat so vieles überstanden – er kommt immer wieder. amen

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