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Politik: Moskau arbeitet enger mit Regierungen im Kaukasus zusammen

Die Sicherheitskräfte sollen mit einer neuen Befehlsstruktur wirkungsvoller gegen Terroristen kämpfen

Als Reaktion auf die Geiseltragödie in Beslan hat Russland wie angekündigt die Befehlsstruktur seiner Sicherheitskräfte erneuert, um besser gegen Terroristen im Kaukasus vorgehen zu können. Befehlsgruppen aus ranghohen Mitarbeitern des Innenministeriums und des Inlandsgeheimdienstes FSB sollen künftig direkt mit den Regierungen im Nordkaukasus zusammenarbeiten und den Einsatz der Sicherheitskräfte mit ihnen abstimmen, sagte Russlands Innenminister Raschid Nurgaliew bei einem im Fernsehen übertragenen Treffen mit Präsident Wladimir Putin. Diese Koordinationsgruppen seien in allen 13 Republiken und Regionen des Nordkaukasus eingesetzt worden, darunter auch in Nordossetien, Inguschetien und Tschetschenien.

An der Geiselnahme in Beslan sollen nach offiziellen Angaben rund 30 Terroristen beteiligt gewesen sein. Unabhängige Medien wie der russische Dienst von Radio Liberty sprechen von mindestens 40 Terroristen. Laut dem Sender soll es sich bei diesen fast ausschließlich um Inguschen, einige Osseten und ethnische Russen handeln. Das hatten zuvor die beiden Unterhändler bestätigt, die mit den Kidnappern verhandelt hatten: Putin-Berater Aslambek Aslachanow, ein Tschetschene, und der Ex-Präsident von Inguschetien, Ruslan Auschew.

Dies wäre ein Beleg dafür, dass der Tschetschenien-Konflikt längst auf die Nachbarn übergeschwappt ist und kurz davor steht, einen Flächenbrand auszulösen – vor allem in den Teilrepubliken Nordossetien und Inguschetien, wo die Geiselnehmer bei einem Überfall auf Polizeistationen Ende Juni mit fast hundert Toten offenbar auch Waffen erbeuteten. Dort gelten nun verschärfte Sicherheitsmaßnahmen. Die Regierungen haben Angst vor einer Neuauflage des Konflikts zwischen beiden Volksgruppen, der im Herbst 1992 mehrere hundert Tote forderte und über 50 000 Inguschen zu Flüchtlingen machte. Anti-inguschische Losungen dominierten am Mittwoch in der nordossetischen Hauptstadt eine Demonstration, bei der die Teilnehmer den Rücktritt von Präsident Alexander Dsasochow forderten. Doch der gemäßigte Dsasochow ist derzeit der einzige Garant für die fragile Waffenruhe.

Eine Woche nach dem Geiseldrama verhinderte die russische Polizei anscheinend einen ähnlichen Vorfall. Ermittler fanden in St. Petersburg ein Sprengstoffdepot in einem Kino. Russlands Regierung hat unterdessen ein Entschädigungssystem für die Opfer des Geiseldramas und ihre Angehörigen vorgelegt. Familien von Todesopfern sollen 100 000 Rubel (2800 Euro) erhalten.

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