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Politik: Moskau in Erklärungsnot

Syrien soll russische Waffen Hisbollah gegeben haben

Ausgerechnet zu Beginn der Nahost- reise des russischen Außenministers Sergej Lawrow haben die russisch-israelischen Beziehungen einen historischen Tiefstand erreicht. Der Grund: Waffenlieferungen Moskaus an Syrien, die von Damaskus möglicherweise an die Hisbollah weitergereicht wurden. Das leidige Thema stand ganz oben an auf der Tagesordnung bei den Konsultationen Lawrows mit seiner israelischen Amtskollegin Zippi Livni am Freitag.

Die Spannungen hatten sich hochgeschaukelt. Auf Veröffentlichungen israelischer Medien, die bereits Anfang August einschlägige Vorwürfe erhoben, reagierte Moskau zunächst „mit Verwunderung“. Für derartige Fragen, so Außenamtssprecher Michail Kamynin, gebe es die „üblichen diplomatischen Kanäle“. Entsprechende Anfragen oder gar Beweise seien bisher jedoch nicht eingegangen. Konkret wurde es jedoch bei einem Telefonat, das Israels Premier Ehud Olmert Mitte August mit Russlands Präsident Wladimir Putin führte. Dabei war von russischen Panzerabwehrgeschossen modernster Produktion die Rede, die bei den Kämpfen im Libanon Dutzende israelischer Tanks in Schrott verwandelt hätten. Die Waffen habe Syrien an die Hisbollah weitergegeben, obwohl Moskau die Nichtweitergabe garantiert habe.

So jedenfalls wurde Olmert von der Moskauer Tageszeitung „Kommersant“ zitiert. Putin, schreibt das Blatt weiter, habe daraufhin Beweise verlangt. Daher präsentierten am 18. August israelische Diplomaten in Moskau russische Lieferscheine jüngeren Datums, die in Munitionskisten der Hisbollah gefunden wurden. Laut „Kommersant“, der sich auf eine Quelle im russischen Außenministerium beruft, habe Moskau Jerusalem daraufhin gebeten, den Skandal nicht an die große Glocke zu hängen, und versprochen, Syrien streng zu verwarnen und bei Wiederholung Rüstungslieferungen zu stoppen.

Verteidigungsminister Iwanow, einer der möglichen Erben Putins, sagte jedoch, es habe sich nicht um moderne Waffen gehandelt. Auch Lawrow fand nun die von Israel vorgelegten Beweise nicht mehr überzeugend und verlangte neue, um einschlägige Untersuchungen einzuleiten. Nun hat Israel den Ball und dürfte alles daran setzen, zum Zuge zu kommen. Mit Argwohn verfolgt Jerusalem Moskaus Bemühungen, im Nahen Osten den alten Einfluss zurückzugewinnen, auch mit Waffenlieferungen an die arabischen Staaten und den Iran.

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