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Politik: Moskau verweigert Dialog - Kaum Zeit für einen Besuch des OSZE-Vorsitzenden in Tschetschenien

Der OSZE-Vorsitzende Knut Vollebaek ist am Mittwoch auf seiner Kaukasusreise nach mehrstündiger, witterungsbedingter Verzögerung doch noch nach Nordossetien geflogen. Das meldete die Nachrichtenagentur Itar-Tass.

Der OSZE-Vorsitzende Knut Vollebaek ist am Mittwoch auf seiner Kaukasusreise nach mehrstündiger, witterungsbedingter Verzögerung doch noch nach Nordossetien geflogen. Das meldete die Nachrichtenagentur Itar-Tass. Zuvor war ein Hubschrauberflug in die von russischen Truppen besetzten Gebiete Tschetscheniens aus dem gleichen Grund abgesagt worden.

Für eine Nachholung des Tschetschenien-Besuche, den Vollebaek wochenlang gefordert hatte, blieb damit kaum noch Zeit. Nach dem ursprünglichen Reiseplan wollte der norwegische Außenminister schon um 12 Uhr MEZ zum Sitz der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) nach Wien fliegen, um Bericht zu erstatten. Am Donnerstagvormittag wollte er in Brüssel die Nato-Außenminister unterrichten.

Russland hatte einer Vermittlung des OSZE-Vorsitzenden im Tschetschenien-Krieg jedoch schon zuvor eine erneute Absage erteilt. Der gewählte tschetschenische Präsident Aslan Maschadow forderte in der von russischen Truppen eingekesselten Hauptstadt Grosny vergeblich ein Treffen mit Vollebaek. Der tschetschenische Präsident bot Russland "große Kompromisse" zur Beendigung des Krieges an.

Russland will aber nur über den Abzug der schätzungsweise noch 40 000 Flüchtlinge mit Maschadow sprechen. Nach offiziellen Angaben verließen seit Anfang vergangener Woche 2973 Zivilisten Grosny.

Die Lage in dem unter russischem Dauerbeschuss liegenden Grosny und Umgebung war am Mittwoch weitgehend unübersichtlich. Russische Angreifer und die tschetschenischen Verteidiger gaben sich widersprechende Berichte über den Verlauf der Kämpfe am nördlichen Kaukasus und das Schicksal der in der Stadt verbliebenen Zivilisten. Während die russischen Streitkräfte neue Geländegewinne am Stadtrand von Grosny meldeten, erklärten tschetschenische Kommandeure, sie hätten in den letzten 24 Stunden sechs russische Angriffe zurückgeschlagen.

Auch über das Ausmaß der Verluste war keine Bestätigung von neutraler Seite zu erhalten. Der tschetschenische Kommandeur Letschi Islamow bezifferte die russischen Verluste in den vergangenen zwei Tagen am Mittwoch mit 111 Toten und 18 Gefangenen. Über die eigenen Verluste sagte Islamow nur, sie seien "minimal". Die russischen Streitkräfte machten keine Angaben über ihre Verluste.

Am Dienstag hatte Russland den noch in Grosny lebenden Menschen auf unbestimmte Zeit sichere Fluchtwege zugesichert. Es gebe keinen Zeitplan, nach dem die beiden Korridore aus Grosny heraus zu einem bestimmten Zeitpunkt geschlossen würden, sagte der Minister für Katastrophenschutz, Sergej Schoigu. Busse warteten täglich an den Korridoren, um Flüchtlinge aufzunehmen. Er wolle in Verhandlungen mit der tschetschenischen Führung erreichen, dass die Busse in den nächsten Tagen auch direkt nach Grosny fahren könnten. Doch machten die noch verbliebenen schätzungsweise 40 000 Zivilisten auch am Mittwoch kaum von den Fluchtkorridoren Gebrauch.

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